Midlake
„For The Sake Of Bethel Woods“
Bella Union/PIAS (VÖ: 18.3.)
Mutige Rückkehr der Texaner, jetzt mit Produzent
„The Courage Of Others“ (2010) war prophetischer als gedacht: Midlake brauchten diesmal tatsächlich externen Mut, um ein neues Album zu wagen. Keyboarder Jesse Chandler war sein verstorbener Vater im Traum erschienen und hatte auf die dringende Notwendigkeit einer Bandreaktivierung hingewiesen. Der Song „Meanwhile…“ rekapituliert diese Heimsuchung.
In jedem der elf Stücke gibt es eine verheißungsvolle Lichtung
„Antiphon“ (2016) war unter widrigen Umständen entstanden. Sänger Tim Smith hatte die Band verlassen, Gitarrist Eric Pulido war tapfer ans Mikrofon gewechselt. Midlake klangen fortan psychedelischer, grobkörniger, rockaffiner, geradliniger. Pulido gründete anschließend die Indie-Supergroup BNQT, mit Fran Healy (Travis), Alex Kapranos (Franz Ferdinand), Ben Bridwell (Band Of Horses) und Jason Lytle (Grandaddy).
Die euphorische Hingabe dieses Projekts, im BNQT-Debüt „Volume One“ (2017) verewigt, findet sich nun auch auf „For The Sake Of Bethel Woods“ – allerdings im mystisch-düsteren Kontext von Vergänglichkeit und Isolation. Dennoch: In jedem der elf Stücke gibt es eine verheißungsvolle Lichtung. „Feast Of Carrion“ hätte auch auf Midlakes Meisterwerk „The Trials Of Van Occupanther“ (2006) gepasst. Die Hommage an Bethel Woods auf dem Woodstock-Gelände steht für den Love-Peace-and-Happiness-Idealismus, für die Sehnsucht nach einem symbiotischen, kathartischen Miteinander.
Für ihr fünftes Album haben die Texaner erstmals einen Produzenten engagiert: John Congleton (St. Vincent, The Decemberists) hat für mehr Prägnanz gesorgt und die Band ermutigt, in bislang unerforschte Richtungen zu gehen: „Exile“ hat dem rustikalen Folkrock ein Spacerock-Update spendiert, „Glistening“ offenbart Funk-Referenzen, und im Finale, „Of Desire“, wird der Verstärker aufgedreht wie noch nie zuvor. Mitunter meditieren Midlake aber auch bloß, in den Armen der Atmosphäre, über Optionen, anstatt neuen Wegen beherzt zu folgen. Da muss Chandlers Vater wohl noch mal ein Nachtwort sprechen.