Michael Kiwanuka
„Small Changes“ – Weg zum Glück
Polydor/Universal (VÖ: 15.11.)
Tiefgründiger Minimalismus des Soul-Singer-Songwriters .
„It don’t bother me now/ If it’s not meant to be“, sang Michael Kiwanuka im Finale des grammynominierten Vorgängers, „Kiwanuka“ (2019). Nun lässt er im Eröffnungsstück, „Floating Parade“, verlauten, mit der Gelassenheit eines Südseeurlaubers: „We can’t be stronger than life itself.“ Das demütige Loslassen begleitet ihn also weiterhin. Dazu webt er ein weiches musikalisches Sprungtuch aus umarmenden Streichern, hyperfokussiertem Bass und präziser Percussion, im Hintergrund ein federleichter Chor. „I’ll be a full-on child for a while“, verkündet Kiwanuka und erzählt davon, wie befreiend es sein kann, Schwächen und Grenzen einzugestehen und anzuerkennen. Diese „Small Changes“ in den Gedanken mögen unscheinbar wirken, kennen aber den direkten Weg zum Glück.
Loslassen, Weglassen, Einlassen: das sind die Stärken von Michael Kiwanuka
Das spielerische Auskosten von Atmosphäre ist diesmal wichtiger als opulente Arrangements. Die Stücke auf seinem erneut von Danger Mouse und Inflo co-produzierten vierten Album sind reduzierter und minimalistischer, gleichzeitig von beeindruckender Tiefe. Eine zentrale Rolle spielt Kiwanukas neuer Bassist Pino Palladino, Jahrgang 1957, musikalischer Komplize von unter anderem John Mayer, Eric Clapton, The Who, Paul Simon, Beyoncé und Adele. Am Anfang von „One And Only“ schwebt eine Jeff-Buckley-Gitarre, „Low Down (Part 1)“ findet zwischen „Little Wing“ von Jimi Hendrix und dem Spätwerk von Blur seine ganz eigene Stimme, während „Low Down (Part 2)“ durchs Pink-Floyd-Planetarium flaniert. Referenzen wirken nie angeeignet, sondern stets symbiotisch, Kiwanuka ist selbst schließlich inspiriert genug.
Und er kommt sogar mit Titeln wie „Follow Your Dreams“ und „Live For Your Love“ durch, weil die Stücke nicht nur ins Genre Soul gehören, sondern tatsächlich Seele besitzen. Die überraschende Single „The Rest Of Me“ erlaubt sich ein ausführliches Intro, um dann doch in eine ganz andere Richtung abzubiegen. Nichts auf „Small Changes“ ist Taktik, alles ist Gefühl und Hingabe. Loslassen, Weglassen, Einlassen: das sind die Stärken von Michael Kiwanuka. Nachlassen gehört eindeutig nicht dazu.