Michael Kiwanuka
Home Again
Universal VÖ: 09. März 2012
Michael Kiwanuka kann nicht von dieser Welt sein. Dazu klingt sein Debütalbum viel zu sehr nach einem Lebensgefühl, das sich spätestens vor 35 Jahren verabschiedet hat. Ein warmer Analogklang durchzieht die Songs, und die Stimme des 24-Jährigen will nichts beweisen, sie ist ganz bei sich und gerade deshalb so außergewöhnlich. Seit den EPs „Tell Me A Tale“ und „I’m Getting Ready“ gilt Michael Kiwanuka nicht nur der BBC als wichtigster Newcomer für 2012. Der Sänger und Gitarrist weckt Erinnerungen an den jazzigen Soul der frühen Siebziger – mit herausragenden, selbstgeschriebenen Songs: Bill Withers, Terry Callier und Al Green klingen an, aber auch Gospel und eine entspannte Folk-Attitüde.
Paul Butler, Kopf der wunderbaren Band The Bees, hat nach den EPs auch „Home Again“ produziert, und man möchte dieses Werk sofort als Beweis dafür anführen, dass das Album-Format keinesfalls tot ist. Die zehn Songs scheinen alle miteinander zu korrespondieren. Sie sind spirituell, ohne aufdringlich zu werden, predigen Zufriedenheit und den Frieden in einem selbst. Der im Londoner Stadtteil Muswell Hill aufgewachsene Sohn ugandischer Einwanderer besuchte die gleiche Schule wie viele Jahre vor ihm die Brüder Ray und Dave Davies. Das bürgerliche, kulturinteressierte Klima dort habe ihn mehr geprägt als die Soul-Sammlung seiner Eltern, sagt Kiwanuka. In Songs wie „Tell Me A Tale“ hört man dennoch ein profundes Musikwissen: Querflöte und raffinierte Bläser-Arrangements bilden ein dichtes Geflecht, der Gesang ist angenehm zurückgelehnt, der Beat entspricht einem gesunden Ruhepuls.
Alles hier sagt: guter, nein, erlesener Geschmack! Doch wenn dann ein Stück wie „Always Waiting“ läuft, möchte man in Tränen ausbrechen, so ergreifend, so tief empfunden ist diese Musik. Auch „I Won’t Lie“ und „Worry Walks Beside Me“ besitzen eine ungeheuere Kraft, die man Soul, Blues oder Gospel nennen kann, oder eben wie Kiwanuka: Spirtualität. Dieser Mann möchte einfach nur Sänger, Musiker und Songwriter sein – kein Popstar. Doch wahrscheinlich wird er sich schon bald damit auseinandersetzen müssen.
Beste Songs: „Always Waiting“, „Tell Me A Tale“
Hier kann man in das Album „Home Again“ hereinhören: