Michael Jackson :: Off The Wall
Jackos erste vier Alben aus gegebenem Anlass jetzt remastered
Es wäre schändlich, den armen Michael Jackson immerzu an seinem Frühwerk zu messen. Tun wir es mal. „Off The Wall“ ist sein bestes Album, basta: höllische Grooves, zickige Bläsersätze, unfassliche Funk-Bässe, Fistelgesang und, ganz altmodisch, Streichersätze. Die Fortsetzung des Schaffens von Stevie Wonder und Marvin Gaye und also mit Seele. Nirgendwo Trockeneis, keine Weltenrettung.
„Thriller“ (4,0) gilt natürlich zu Recht als Produktions-Overkill, doch sind die Songs brillant, die Arrangements sowohl maschinell als auch subtil. Falls es das gibt. Es gibt jedenfalls die Rockismen von „Billie Jean“ und „Beat It“ – der erste schwarz-weiße Crossover im Mainstream. Dass die Tracks aalglatt klingen, liegt nicht an der neuen Überspielung, wie uns ein Oszillograph versichert. Was stört es das kollektive Gedächtnis?
Auch „Bad“ (3,0), das 1987 Jacksons Dämmerung einleitete, wurde im Klang verbessert – ein ohnehin lustiger Vorgang bei Platten, deren Produktion das Jahresbudget eines Kleinstaates kostete. An „Bad“ stört vor allem Jacksons blödsinnige Masche, als smoother Ganove und böser Bube aufzutreten – noch nicht so sehr die zunehmend anämischen und albernen Songs. Aber „Dirty Diana“!
Leider ohne Höhepunkt: „Dangerous“(2,0), ein Album, mit dem Jacksons Phase der Kostümierung in Phantasie-Uniformen begann. Auch hier gibt der Weichling den Macker, aber jeder merkt: Der Bursche hat einlach eine Meise. Nichts auf der Welt ist weniger gefährlich als Michael. Er will nur streicheln.
Am Ende dieser Editionen erzählen uns Onkel Quincy Jones, eigentlicher Erfinder Jacksons, etwas über die Entstehung der Produkte. Dazwischen singt Michael Übriggebliebenes. Allerliebst dass Demo von „Don’t Stop Till You Get Enough“. Ein Songschreiber erklärt, für seinen Kunden habe er eigens „kurze Noten“ verwendet. Aber ehrlich: Selten gab es weniger zu analysieren als bei diesen Anstrengungen in Perfektionswahn. Wir wollen kein Geschwätz auf Platten. Und endgültig spießig ist es, die aseptischen, unsinnlichen Elektronikkaufhaus-Remasters zu besitzen. Bleiben Sie beim alten Vinyl! Stehen Sie zu ihren Kratzern! Sagen sie ja zur eigenen Vergangenheit! Danach kam bloß noch „HIStory“.