Mercury Rev
All Is Dream
Wiederum traumhaftes Album nach den "Deserter's Songs"
Das Gesicht der Nacht. Es ist voller Ruhe und Abgeschiedenheit. Wenigstens für den, der es zu erkennen vermag. Es ist die beste Zeit, sich oder jemand ganz anderes zu finden. Alles ist ein Traum, nichts wird besser sein. Ab und zu nur schießt ein kleiner Irrstern vorbei. Absender sind die Herren von Mercury Rev. Zumindest seit ihrer Abkehr vom psychedelischen Noise-Rock hin zum geflihligen Leisetretertum. Mit „See You On The Other Side“ began der Wandel, der vorläufige Höhepunkt namens „Deserter’s Songs“ sorgte vor drei Jahren schließlich für Erstarrung, Liebreiz und furchdose Besäufnisse. Auch wenn die aufgeblähten Songs vielleicht ein wenig zu sehr mit orchestralem Zucker kandiert waren.
Nun also der Nachhall zum Meisterwerk. ,r/MIs Dream“schippert zwar im selben Fahrwasser wie „Deserter’s Songs“, doch ist der Ton ein noch leiserer, die kraftvollen Ausbrüche sind auf ein Minimum reduziert. Weniger Moody Blues, dafür geradliniger arrangiert. Die Lyrik liest sich wie der letzte Wille, wehrlos hingehaucht und unter strenge Quarantäne gestellt. „If God moves across the water/ The girl moves in other ways/ And I lost my faith in either“, belcantiert Jonathan Donavue mit sterbender Stimme in
„Nite And Fog“. Und fühlt sich müde: „Vampires want darkness, monsters want souls/ Spiders want corners but you want it all.“ Die Resignation setzt sich im wunderschönen „Spiders And Flies“ fort: „Plans and schemes/ Thoughts and dreams/ Who cares what they mean“ heißt es ernüchtert. Wie gehabt ist alles in feine Melodien verpackt. Songs wie „Chains“, „Little Rhymes“ oder „The Dark Is Rising“ sind nichts anderes als ein warmer Kometenregen.
Ein Rausch, wehgeklagt mit Unterstützung der geliebten singenden Säge. Exil music (for a life).