Matthew Sweet
Sunshine Lies
Shout Factory
Als wäre er Daniel Düsentrieb, setzt sich Matthew Sweet zum Auftakt seines ca. zehnten Solo-Albums gleich in eine „Time Machine“.
Wohin die Reise geht? Nein, nein, nicht schon wieder in die Vergangenheit wie jüngst „Under The Covers“ mit Susanna Hoffs (die hier im Titelsong auch ein bisschen ach so trügerischen Sonnenschein verbreiten darf).
„Let me into the future, ready to forget the past“ fleht der Wahlkalifornier aus Nebraska und trotzt der Ungewissheit von Leben und Liebe das trostreiche apercu ab, „far beyond our fears our tears smile…“ Man kann nicht behaupten, der Mann, der Tränen zum Lächeln bringen will, wäre nicht angekommen in der Pop-Kultur des 21. Jahrhunderts.
Immerhin hat es Sweet mit seinem frühen Geniestreich „Girlfriend“ in ein Videospiel geschafft (ausgerechnet: „Guitar Hero II“) und gastierte in „Austin Powers“ ebenso wie in einer japanischen Manga-Serie.
Ein echter Fall für die Massen wird der ewige „Power Pop Prince„(Pitchfork) aber auch mit „Sunshine Lies“ nicht werden, aus dem dann doch noch so viel Vergangenheit lugt, wie der Rückwärts-Soundzauber zum Einstieg vemuten lässt.
Allein schon personell. Ric Menck, Drummer der ersten Stunde, trommelt nach wie vor so steady wie flüssig, Richard Lloyd spielt wieder mit leicht erratischem Einschlag Gitarre, und sogar der inzwischen zum Sessionsupermann aufgestiegene Greg Leisz reizt zwischen sanftem Arpeggio und heulender Slide die ganze Klaviatur aus und holt auch gern noch mal die Zwölfsaitige raus, wenn Sweet ganz doll nach McGuinn zumute ist.
„Around You Now“ heißt das dann oder, noch unverhohlener, „Byrdgirl“. Das (Über-)Ambitionierte von Sweets mittlerer Schaffensphase scheint gänzlich in der Zeitmaschine entschwunden zu sein.
Das ist eine gute Nachricht, die fast darüber hinwegtröstet, dass er bei allem schönen Jingle-Jangle und hohen Melodiebewusstsein nicht durchweg so gute Songs wie „Feel Fear“ und „Pleasure Is Mine“ aus dem Hut zieht. (Shout Factory/Soulfood)