Matisyahu
Spark Seeker
VP/Groove Attack
Der 1979 in Pennsylvania geborene und in New York als Sohn jüdischer Eltern aufgewachsene Matthew Paul Miller hat eine odysseehafte Identitätsfindung hinter sich: Als 14-Jähriger faszinierte ihn die Hippie-Kultur, ehe er sich das Rappen und Beatboxing beibrachte. Eine Reise nach Israel verband ihn tiefer mit seinem jüdischen Glauben, bevor er sich – zurück in New York – unter der Leitung eines Rabbis in die Lehren des Chabad-Chassidismus einführen ließ. Das war die Zeit, als er seinen Vornamen ins Hebräische übersetzte und sich fortan Matisyahu nannte. Mit seinem vierten Album ist jetzt der Bart im wahrsten Sinne des Wortes ab.
Matisyahu hat die Musik von seinem Glauben abgekoppelt, quasi die Religion ins Private verlegt, sich mehr weltlichen Themen geöffnet. Der in den USA hoch gelobte Reggae-Rapper hat eine neue urbane Form von HipHop mit Weltmusikklängen geschaffen, die einige Soundexperimente wagt, wo Instrumentalpassagen den Hörer unverhofft in den Nahen Osten versetzen. Bei aller Tiefe geschieht dies mit einer Stringenz und Leichtigkeit, die beeindruckend ist. Manche mögen das Pop nennen – für Matisyahu ist es eine neue Stufe seiner Entwicklung, wenn er jetzt singen kann: „I believe in love yeah, now I’m free“. Bei „Sunshine“ klingt es gar, als hätten Coldplay sich seines alten Katalogs angenommen. Rock, Pop, Reggae und Rap gehen eine heilvolle Allianz ein.
Produziert von Kool Kojak und bei zwei Songs unterstützt von Gast-Rapper Shyne, lotet Matisyahu die Grenzen zwischen Rap und Reggae neu aus. Zumindest Sean-Paul-Hörer dürften damit keine Probleme haben.