Marius Müller-Westernhagen
„Das eine Leben“
Sony
Marius Müller-Westernhagen hat ein trotziges, von Bluesrock beseeltes Alterswek aufgenommen.
„Gottverdammte Pandemie!“, flucht Westernhagen, der das Reisen und die Solidarität vermisst. „Ich will raus hier“ ist ein störrisches Stubenkoller-Protokoll – und die passende Eröffnung eines mit Trotz aufgeladenen Spätwerks, bei dem der 73-Jährige zwar viel übers Älterwerden nachdenkt, aber dennoch im Hier und Jetzt ist, sich über Botoxfressen, die Kardashians, die Gier der Welt echauffiert.
Musikalisch ist „Das eine Leben“ dagegen eine wertkonservative, von Bluesrock beseelte Platte. Und Westernhagen ist dann am besten, wenn er das „Mit 18“-Versprechen einlöst und „nicht schön, sondern geil und laut“ singt.
In „Ich will raus hier“, „Zeitgeist“ oder „Schnee von gestern“ gelingt ihm das ganz gut. Wenn er dagegen Balladen wie „Die Wahrheit“ oder „Abschiedslied“ mit pathetischem Tremolo intoniert, ist das schwer zu ertragen.
Zum Glück versöhnt einen das eigentliche Abschiedslied am Ende doch noch: Mit „Wenn wir wieder über den Berg sehen“, einem Honkytonk-Singalong in Dreivierteltakt, verpasst Westernhagen der Pandemie einen Tritt in den Hintern.