Marianne Faithfull
Easy Come Easy Go
Naive/Indigo
Schon die Pressebemusterung gefällt sich als wertkonservatives Statement: Während andere Plattenfirmen Journalisten die Vorabversionen ihrer Produkte nur noch als Internet-Stream vorsetzen, verschickt das französische Label Naive Marianne Faithfulls „Easy Come Easy Go“ als Doppel-LP auf Vinyl.
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Und auch auf den „18 Songs For Music Lovers“, so der Untertitel des Albums, geht es stets gediegen, geschmackvoll, stilsicher zu – wie sich in der Auswahl der Songs und der Gastmusiker zeigt. Da trifft eine zur einsamen Meditation werdende Interpretation von Duke Ellingtons „Solitude“, auf eine dahingeschrammelte Version der Decemberists-Nummer „Crane Wife 3“ mit einem im Hintergrund brummelnden Nick Cave.
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Mal zelebriert Faithfull mit Antony Hegarty den souligen Bombast von Smokey Robinsons „Ooh Baby Baby“, mal interpretiert sie mit Jarvis Cocker herzzerreißend Leonard Bernsteins Sehnsuchtsballade „Somewhere (A Place For Us)“ oder aber gibt sich mit Sean Lennon in der Black Rebel Motorcycle-Nummer „Salvation“ neopsychedelisch.
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Die 61-Jährige erkundet das Pathos von Morrisseys „Dear God Please Help Me“ ebenso wie die Aufbruchseuphorie der Traffic-Nummer „Many A Mile To Freedom“ oder die zarte Wehmut von Judee Sills „The Phoenix“.
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Hal Willners Produktion lässt die vielschichtig-transparenten Arrangements von Steve Weisberg, Gil Golstein, Steven Bernstein oder Greg Cohen stets wunderbar zur Geltung kommen: den orchestralen Pop in Dolly Partons „Down From Dover“ ebenso wie die verwunschene Zaubernummer „Children of Stone“ mit Rufus Wainwright als Gast oder das Duett mit Teddy Thompson in Brian Enos sich sachte steigerndem Walzer „How Many Worlds“
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Und obwohl sich Marianne Faithfull auf diesem Album in alle Richtungen zu strecken scheint, fällt die Songkollektion „Easy Come Easy Go“ durch die atmosphärische Inszenierung nie wirklich auseinander und verkraftet auch einige Fehlgriffe der Sängerin, wie etwa den Versuch, sich Randy Newmans Meisterwerk „In Germany Before The War“ anzueignen.
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Und dann ist da noch der tolle Auftritt von Marianne Faithfulls altem Kumpel Keith Richards, der als Sänger und Gitarrist mit ihr Merle Haggards „Sing Me Back Home“ zum alterweisen Bluesgebet werden lässt: „Sing me back home with a song I used to hear/ Make my old memories come alive / Take me away and turn back the years / Sing me back home before I die.“