Marianne Faithfull
Come My Way
Lilith (Cargo Records)
Den FC Chelsea und unseren Altkanzler haben sie bereits in der Tasche, nun greifen die Russen ins Milliarden-Geschäft mit Vinyl-Reissues ein. Durchaus mit Know-how, denn qualitativ ist weder an den Pressungen noch an der Verpackung viel auszusetzen. Sieht man einmal davon ab, daß die kyrillische Schrift auf dem Inner Sleeve wohl nur denjenigen keine Rätsel aufgibt, die das unsagbare Glück hatten, hinter dem Eisernen Vorhang sozialisiert worden zu sein. Was die vorliegende LP betrifft, liegt freilich ein Mißverständnis vor. Denn es hatte schon eine sehr eigene Bewandtnis damit, daß Decca am 15. April 1965 gleich zwei Debüt-Alben der schönen Marianne veröffentlichte: eine war Folk, die andere Pop. Ein gewagtes Konzept, das kommerziell nicht aufging, aber künstlerisch Sinn spendete. Hier nun nicht mehr, da man den 14 mädchenhaft-süßen Folk-Tracks vier Bonus-Cuts beigemengt hat, die gewaltig stören. Darunter das als Single gefloppte, larmoyante „Blowin‘ In The Wind“ und – von allen guten Geistern verlassen – „Sister Morphine“ von 1969. Made in Russia.