Justin Kurzel :: MacBeth
Diese kühne Shakespeare-Adaption des Australiers Justin Kurzel entwickelt in einigen Sequenzen visueller Brillanz geradezu hypnotische Qualität und nähert sich den düsteren Sujets des Barden mit intellektuellem Scharfsinn und filmischer Kunstfertigkeit. „Macbeth“ ist ein unerhört lauter Film voller Kampfgeschrei und Königsverehrung, voller Schall und Wahn; Shake-speares Sprachgewalt kann sich vor dem grandios gestalteten Endzeit-szenario wirkungsvoll entfalten.
Kurzels „Macbeth“ beginnt nicht mit dem berühmten Auftritt der drei Hexen, sondern mit einer Szene, die im Originaltext nicht vorkommt, für den weiteren brutalen Handlungsverlauf aber plausible Psychogramme der Figuren liefert: Macbeth (Michael Fassbender) und seine Frau (Marion Cotillard) haben ihr totes Kind zu Grabe getragen und halten in einer traurigen Zeremonie vor seinem leblosen Körper inne. Der Moment ist von einer beklemmenden atmosphärischen Dichte und stellt die wesentlichen Motive des Stücks vor: den Tod, das Erbe, die Ehe, das albtraumhaft schöne schottische Land. Dann erst betreten die drei Hexen die Leinwand, als geisterhafte Erscheinungen auf einem tödlichen Schlachtfeld, das Macbeth als Kriegsheld wieder verlässt. Seine Tapferkeit wird von dem sanften König Duncan (David Thewlis) mit einem Adelstitel belohnt. Durch die Weissagungen der Hexen überzeugt, der nächste König zu sein, wird Macbeth von krankhafter Ambition übermannt. Mit seiner Frau schmiedet er den Plan, König Duncan zu ermorden.
Großes Kino ist das, kein Theater. Bildgewaltig wird das mittel-alterliche Grauen in imposanter Kulisse zum Leben erweckt. Die Kamera bleibt nahe an den Darstellern und lässt Raum für Nuancen und Subtilität. Fassbender ist gut, Cotillard lebt den Wahnsinn, das Verlangen, die Verzweiflung der Lady Macbeth in einer überwältigenden Darbietung. Fassbenders und Cotillards gemeinsame Szenen sind im besten Sinne großes Schauspielerkino.