Lynyrd Skynyrd

„Fyfty“

Geffen/UMe (VÖ: 13.10.)

Umfangreiche Werkschau der Südstaaten-Rocker

Als kürzlich mit Gary Rossington auch noch das letzte Originalmitglied von Lynyrd Skynyrd verstarb, glaubte man, die Band jetzt ebenfalls zu Grabe tragen zu können. Aber ihre Geschichte schien ja schon einmal fast beendet: mit dem legendären Flugzeugabsturz 1977. Die Reunion zehn Jahre später war zunächst eine anrüchige, wenn auch hochkarätige Tribute-­Veranstaltung. Johnny, der jüngere Bruder ihres verstorbenen Frontmans Ronnie Van Zant, trat sein Erbe an, Rossington scharte (auch später) immer wieder begnadete Gitarristen um sich, und so wurde dann doch eine zweite Karriere daraus. Der Einstieg von Gitarrist Rickey Medlocke vor 25 Jahren war wie eine Frischzellenkur für die Band. Er versetzte ihr noch einmal einen kräftigen Schubser in Richtung Hardrock und sorgte so dafür, dass Lynyrd Skynyrd in der Gegenwart ankamen. Er hält jetzt gitarristisch die vielen Fäden in der Hand und will offenbar so bald nicht aufhören.

Ihre Musik vermischt schwarzes und weißes Erbe

Die virtuosen, filigran miteinander verwobenen Leadgitarren gehörten von Anfang an zum Markenkern. Schon Al Kooper, der Lynyrd Skynyrd entdeckte und die ersten Alben produzierte, war angetan von der Abgezocktheit, mit der diese Jungspunde ihr Material im Griff hatten. Und auch wenn sie sich als gute Rednecks positionierten und beide Van Zants das stolze Lebensgefühl weißer Südstaatler besangen, ist das musikalisch alles andere als borniert. Ihre Musik vermischt schwarzes und weißes Erbe, Bluegrass, Country, Blues und Rock so harmonisch, dass man sie gegen ihre eigenen gelegentlichen Dummheiten in Stellung bringen muss. Kunstwerke sind meist schlauer als ihre Schöpfer. „Fyfty“ ist eine souverän kuratierte und die bisher umfangreichste Werkschau von Lynyrd Skynyrd, die alle Bandphasen durchsucht und neben den erwartbaren Standards, von „Free Bird“ bis „Simple Man“, auch Überraschungen aus dem Cowboyhut zaubert. „On The Hunt“ etwa, die seelenvolle Heavy-Nummer von „Nuthin’ Fancy“. Schon fast vergessen.

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