Lykke Li
So Sad So Sexy
RCA/Sony
Die Schwedin wechselt von Adele-Bombast zu Lana-Somnambulismus
Alle Wetter, nach Hits wie „I Follow Rivers“, „Get Some“ und „No Rest For The Wicked“ wieder mit einem neuen Album um die Ecke zu kommen, das muss man erst mal wagen! Aber Lykke Li ist Schwedin und mutig. Tollkühn gar: Auf „So Sad So Sexy“, deren Titeltrack die Grundstimmung der neuen Platte der 32-Jährigen vorzugeben versucht, bewegt sie sich vom Adele-haften Bombast des letzten und vom tanzbaren Euro-Dreampop ihres 2011 erschienenen Hitalbums „Wounded Rhymes“ weg, schnurstracks Richtung Lana Del Rey. Nur ehrlich gesagt ohne die durch Lanas raffiniert komponiertes White-Trash-Image ausgelöste Faszination.
Trotz der behaupteten „Sadness“ scheint der Schwedin einfach etwas zu viel Mittsommernachtssonne aus dem Herzen. Dabei will Lykke Li unbedingt verloren sein, somnambul von Liebeskummer („Last Piece“) und kaputten Peergroups („Sex Money Feelings Die“) erzählen, sie macht in „Deep End“ auf weißen R&B mit dementsprechendem Drumprogramming, schielt sogar in Richtung Auto-Tune. Aber klappt das? Nicht wirklich.
Sinnlos traurig
Mit entrückter Kinderstimme, die so oft gedoppelt wird, dass sie teppichartig klingt, und simplen Melodien nähert sie sich auf fragwürdige Art und Weise den 80er-Jahren, nicht nur im Sound, sondern vor allem im Songwriting – als ob Michael Cretu aus der mit Sandra und Enigma redlich verdienten Versenkung aufgetaucht wäre und heimlich diese Platte produziert hätte.
Oder jene Frankfurter, die Snap! und „Welcome To Tomorrow“ auf dem Gewissen hatten. Bei denen rappelte es wenigstens im Karton. Lykke Lis Produktionsteam aus Männern wie dem Frank-Ocean- und Lorde-Produzenten Malay, dem Songwriter Jonny Coffer und ihrem Ehemann, dem Allround-Popmogul Jeff Bhasker, lässt sie dagegen sinnlos traurig klingen, sogar die Beats scheinen zu weinen. „I’m a bad woman, but I’m still your woman“, singt sie im vorletzten Song. Ja, was hat sie denn verbrochen? Sie klingt doch so harmlos!