Linkin Park : „From Zero“: Identität abgesichert! Weiterentwicklung? Nein!

Neustart mit dem Besten von gestern und heute

Die Album-Rückkehr von Linkin Park mit „From Zero“ sieben Jahre nach dem tragischen Freitod ihres Sängers Chester Bennington ist keine naive Angelegenheit. Die Band war längst viel zu groß geworden, um „einfach so“ weitermachen zu können. Stattdessen wählte man den Weg der höchsten Professionalität, spielte neu formiert ausgewählte Comeback-Konzerte und eroberte beim Londoner Finale der Gaming-WM „League Of Legends“ neue Zielgruppen. Strictly Business im ruppigen Gewand.

So verwundert es kaum, dass Mike Elizondo hinter dem prägnantesten Track, „Heavy Is The Crown“, steckt. Der Breitwand-Songwriter, der von HipHop bis Ed Sheeran schon alles produziert hat, schuf eine perfekte Laut-leise-Hymne mit Helden-Refrain. Die Band setzt das punktgenau um.

Sängerin Emily Armstrong tobt im hohen Ton. Natürlich folgen nicht alle elf Tracks dieser Marschrichtung. Es gibt – wie früher – Rap-Passagen und elektronisches Rumpeln. Auch brutalistisches Hardcore-Gebolze wie bei „Casuality“ mit wüsten Growls von Mike Shinoda. Das wiederum von Elizondo mitgeschriebene „Overflow“ ist eine im Midtempo-Bereich rollende Drum-&-Bass-Walze, bei der Armstrong von lieblich bis verzweifelt alle Gesangsregister zieht. Selbst ein anschmiegsames Duett („Good Things To Go“) und ein eher konservativer Hardrocker („Over Each Other“) sind im Angebot.

Linkin Park – „Two Faced“:

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

In den Texten wird gerackert und gekämpft. In blumigen Metaphern wird kundgetean, dass das alles hier ein entbehrungsreicher Gang ist. „We both know how the story ends/ You can‘t win, if your white flag’s out when the war begins“, heißt es im Militärjargon in „Heavy Is The Crown“. Linkin Park betrachten sich als Überlebende einer schweren Krise, die mit „From Zero“ noch einmal bei Null starten.

Dass sie dabei eher die eigene Vergangenheit recyceln, ist ihnen nicht vorzuwerfen. Ihre Identität haben sie behalten. Doch hinter dem Kalkül, ganz groß durchzustarten, bleibt eine künstlerische Weiterentwicklung vorerst zurück.
(Warner)