Kritik: „Herzogpark“ – Satire auf Sketchparaden-Niveau

Mit Heike Makatsch, Felicitas Woll, Heiner Lauterbach

Eigentlich hat RTL+ (bis vor kurzem noch TV Now) einen ganz guten Lauf hingelegt in Sachen Streaming Originals. Mit „Faking Hitler“ und Stars wie Lars Eidinger und Moritz Bleibtreu haben sie Helmut Dietls „Schtonk“ noch einmal  aufleben lassen, seriell. „Sisi“ hat sich durchaus erfolgreich an der Kreuzung von Heimatfilm und „Bridgerton“-Schlüpfrigkeit versucht – und „Wrong“ als gelungene Kreuzung aus „Stromberg“-Mockumentary und „Jerks“-Grenzüberschreitung für teils herrliche Fremdscham-Momente gesorgt. Jetzt also die „Vorstadtweiber“. Oder wie es bei RTL+ heißt: „Herzogpark“.

Was hätte das für ein satirischer Wurf werden können: Immobiliengeschacher, Korruption, Drogen und Mord in der Münchner Bussi-Bussi-Gesellschaft. Das erinnerte an Helmut Dietl, „Hindafing“ und „Kir Royal“, Boulevard, Yellow Press und Patrizia Riekel, die den Serienmacher*innen auch beratend zur Seite gestanden hat. Herausgekommen ist: Eine klassische Vorabendserie mit Vorabendserien-Jingles, Vorabendserien-Witzchen und Vorabend-Serien-Sex. Also genau das, was eher bei ARD und ZDF im Free-Programm durchexerziert wird.

Vier Damen ganz unterschiedlicher Provenienz (von der Ex-Knastschwester bis zum Ruhrpott-Sexpüppchen Felicitas Woll) haben im Münchner Schickimicki-Zentrum am Herzogpark ein Hühnchen mit einem schmierigen Immobilienmakler zu rupfen, der aussieht wie Heiner Lauterbach mit Perücke und gemachten Zähnen. Als man jenen bei einer Charity-Veranstaltung um die Ecke bringen will, kommt natürlich alles ganz anders – und zunächst der unvermeidliche Rückblick, den man aus smarteren US-Produktionen gelernt hat. Weil: Jede der Grazien hat natürlich Sex-, Lügen- und Videotape-Geheimnisse, der Lauterbach-Charakter noch ein paar mehr Leichen im Keller, und der smarte Bürgermeisterkandidat wäre gerne Alfons Zischl aus „Hindafing“, weiß aber nicht genau, wie.

Nikolaus (Heiner Lauterbach) hält eine Rede.

Kurz: München hat zuletzt ein paar gute und viel echtes Lokalkolorit auflebende Serien hervorgebracht. „Servus Baby“ etwa (nach dem BR mittlerweile bei Disney+ zu sehen), mit Abstrichen „Der Beischläfer“ bei Amazon Prime und eben die großartige und nach München emigrierte Bavarian-„Breaking Bad“-Variante „Hindafing“. Nun also „Herzogpark“, der die bajuwarische Charme-Offensive mit Klischees und Satire auf Sketchparaden-Niveau wieder zunichte macht. Schade eigentlich. Sie hatten so einen guten Lauf … (ab 03.05., RTL+)

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