Kritik: „Bullet Train“
Mit Brad Pitt, Aaron Taylor-Johnson und Joey King. Regie: David Leitch
„Bullet Train“-Regisseur David Leitch und Hauptdarsteller Brad Pitt kennen sich länger, als man glaubt. Sie begegneten sich 1999 bei den Dreharbeiten zu „Fight Club“. Leitch arbeitete damals als Stuntdouble für Pitt. Mittlerweile steht der 46-Jährige zwar hinter der Kamera, aber seine Filme sind von seiner Vergangenheit stark beeinflusst. Man riecht den Schweiss, das Blut und die Tränen, wenn Leitch Action inszeniert.
Nun entschied sich Leitch, gemeinsam mit seiner Frau und Co-Produzentin Kelly McCormick, den japanischen Roman „Maria Beetle“ zu verfilmen.
Brad Pitt spielt den Auftragskiller „Lady Bug“, der auf einem japanischen „Bullet Train“– der knackige Name für die lokalen Hochgeschwindigkeitszüge– eine Aktentasche klauen soll. Einsteigen, Aktentasche nehmen, Aussteigen. Was kann da schon schiefgehen? So einiges. „Lady Bug“ ist nämlich nicht der einzige Auftragskiller in dem Zug. Tangerine (Aaron Taylor-Johnson) und Lemon (Brian Tyree Henry) sind auch unterwegs und müssen einem russischen Gangster seinen Sohn zurückbringen. Langsam finden sie heraus, dass die Aufträge miteinander verbunden sind.
Nächster Stopp: Aberwitzige Action
Ein japanischer „Bullet Train“ kann bis zu 320 km/h erreichen. So schnell fühlt sich auch der Film an. Gerade zu Beginn gelingt es Leitch trotz der aberwitzigen Storyline und der übermäßigen Anzahl von Figuren, das Publikum mit schnellen Cuts und einem großartigen Sinn für Timing und Humor bei Laune zu halten. Dabei erinnert der Mix aus schrägen Figuren und blutiger Gewalt manchmal schon sehr an Tarantino. Aber es funktioniert. Bis zum letzten Drittel zumindest.
Wenn der Zug immer mehr Geschwindigkeit gewinnt, verliert Leitch die Kontrolle. Twists, die quasi im Minutentakt kommen, gehen schnell auf die Nerven und wenn Charaktere zu Superhelden mutieren, wird es schnell langweilig. „Bullet Train“ ist plötzlich kein kreativer Action-Film mehr, sondern erinnert eher an ein 08/15-Explosionsfest. Besonders schade, dass auch der Prince (Joey King) zum Schluss nur noch eine Witzfigur ist.
Etwas enttäuschende Endstation
Leitch bringt einen irrwitzigen Ensemble-Cast Action-Film ins Kino, der in den besten Momenten an Tarantino erinnert. „Bullet Train“ ist voller kreativer Einfälle (die Fiji-Wasser-Szene) und punktet mit einem Soundtrack aus japanischen Covers von Disco-Klassikern, verliert sich aber gegen Ende in Belanglosigkeiten.