Knarf Rellöm

Einbildung ist auch ne Bildung

Diskurspop über den Zustand der Unterhaltungsindustrie

Verlasst euch auf „Zickzack“-Chef Alfred Hilsberg. Die letzte Blumfeld-Platte wollten viele seiner alten Kunden nicht haben (dafür umso mehr neue Kunden), zur Strafe lässt er jetzt wieder Knarf Rellöm los, den ehemaligen Huah!-Sänger und neben Rocko Schamoni größten Salon-Punk der Stadt. Jeder kennt in Hamburg jemanden, dem Knarf Rellöm Geld schuldet, und im alten Sinn diskurspoppiger ist Anfang 2004 keiner.

Deshalb ist Rellöm vielen ein nervendes, quäkendes Eichhörnchen wie sonst Schorsch Kamerun und andere mitteilungsbedürftige Kulturschrecks. Dass sein drittes Soloalbum „Einbildung…“ vom Zustand der Unterhaltungsindustrie handelt, eröffnet beste Chancen zur Albernheit. Popstar-Pressestatements („Mein neues Album ist das beste, das ich je gemacht habe“) im Beatbox-Stück „Change Is Gonna Come“, wo er auch unironisch singt: „Wir wollen nicht, dass sich nichts verändert!“ Eine The Fall-Imitation auf Schweizerdeutsch, seitenweise Zitat-Erkennspiele und ein Cover von Ben Lees Evan-Dando-Anbetung „I Wish I Was Him“. Ein zerfahrenes Elektropop-Hörspiel natürlich – man könnte auch sagen: geistreichster, lustigster deutscher Rapper. Der Vocoder-Gesang auf „Little Big City“ klingt sogar nach Hit.