Kings Of Leon
Walls
Die Wandlung zu Poppern mit Gitarrenbegleitung ist perfekt.
Je bekannter Caleb Followill wird, desto häufiger ersehnt er die Rückkehr ins geliebte Nashville/Tennessee. Falls es Sie stört, seit Jahren von seiner Sehnsucht nach der Heimat zu lesen: Tut uns leid, aber wir rezensieren nun mal das, was andere singen, auch: immer wieder singen. „Walls“ beschäftigt sich mit den Nöten, die die drei Superstar-Brüder und ihren Superstar-Cousin seit „Come Around Sundown“ von 2010 plagen. Aufnahmen in der Großstadt – damals New York, heute L.A. – seien schwierig. „Get me out of California“, singt Followill und: „See you on a western sky … out in the dark.“
Dass sich die Kings Of Leon in Richtung Schlager entwickeln, deuteten bereits die zwei Singles an. „Over“ ist mit ihrem mantrahaften Wunsch, die Liebesbeziehung nicht zu beenden, ein Tearjerker. „Waste A Moment“ ist gut: Es variiert – völlig legitim – die Melodie ihres Lebens, früh gefunden mit „California Waiting“ (wieder Kalifornien, sorry!) von 2003 und zum Megahit gemacht mit „Sex On Fire“ (2008). Bei „Muchacho“ aber fragt man sich, warum die selbst ernannten Kings über arme hispanische Freunde singen. Der Bossarhythmus, wie auf einer Bontempi-Orgel gespielt, macht das Lied zur Karikatur von Folklore. „Conversation Piece“ wiederum versucht sich an der Gutenachtmelodie des Radiohead-Songs „No Surprises“.
Die Wandlung der Kings Of Leon hin zu Poppern mit Gitarrenbegleitung wäre weniger Zeilen wert, wenn die Band nicht einst mit Southern Rock begonnen hätte, der toll nach Proberaum in der Scheune klang. Als Mainstreamgruppe aber verwundern sie mehr als Coldplay und U2. Bei Chris Martin gab es von Anfang an weniger abzuschleifen, und Bonos Sendungsbewusstsein war stets für die Arena gedacht. Musik wird allerdings nicht unbedingt besser, wenn mehr Leute erreicht werden sollen. Auch für Followill und Verwandte gilt: Man könnte sie bei nachlassendem Erfolg wieder aus dem Stadion rausholen. Aber kriegt man das Stadion wieder aus ihren Köpfen raus? (Sony)