Keane
„Hopes And Fears“
Island/Universal (VÖ: 10.5.)
Jubiläums-Edition des Britpop-Klassikers.
Keane stießen 2004 in die Britpop-Lücke vor, die die schwächelnden Kollegen von Travis hinterließen, und veröffentlichten ihr Debüt ein Jahr vor der Invasion um Arctic Monkeys und Kaiser Chiefs. Ihre erste Single, „Somewhere Only We Know“, wurde clever als „Britpop-Song ohne Gitarre“ beworben, was natürlich stimmt, aber die Klasse der Pianoballade unterverkauft. Besungen wird, in der Tradition Kate Bushs, eine mystische Zuflucht, später von Songwriter Tim Rice-Oxley als Schlachtfeld von Hastings offenbart, Schauplatz des ersten Siegs der französischen Normannen im England des Jahres 1066, eine Touristenattraktion und natürlich kein „Ort, den nur wir kennen“.
Wie die Bee Gees, nur mit schlechteren Songs und ohne Falsett
Die drei hochgewachsenen, hübschen Engländer klangen dann in den folgenden Jahren seichter. Wie die Bee Gees, nur mit schlechteren Songs und ohne Falsett. Sänger Tom Chaplin entdeckte den Schlager und entstieg auf dem Cover eines späteren Soloalbums in einer Ich-fühl-mich-so-verrückt-Pose im Smoking den Wellen. Das Cover der ersten Keane- Platte aber schmückt, der Zeitlosigkeit des Materials entsprechend, selbstbewusst nur der in ein Ornamentmuster eingebundene Band-Schriftzug. Die zweite Single, „Everybody’s Changing“, ist vielleicht noch besser als die erste. Nun ist nicht mehr die Landschaft, sondern die Innenwelt des Erzählers ein sagenumwobener Ort.
Von den fünf Keane-Alben wird möglicherweise kein zweites mehr eine Jubiläumsedition erhalten, und die Plattenfirma hat getan, was deshalb nötig ist. Aufgestockt auf 37 Tracks (B-Seiten, Demos), liest sich das Zubehör des Boxsets wie die Liste an Wanderutensilien zum Aufbruch ins Königreich der Fantasy: „nummerierte Eintrittskarte, Notizbuch, Umschlag mit Bandsilhouetten-Druck, zwei von Dave Lupton entworfene Postkarten (1 signiert), ausklappbarer Postkartenrahmen, 3 CDs, ‚Love Ac tually‘-Vinyl-Single, bedruckte Innentasche mit handge schriebenen Texten, Wandposter“. Puh.