Katzenjammer

A Kiss Before You Go

Universal

Der eine oder andere, der begeistert mit dem Katzenjammer-Debüt „Le Pop“ wedelte und von „wohltuend anders“ und „erfrischend neu“ sprach, wird vom zweiten Album enttäuscht sein, ohne gleich erklären zu können, warum. Nutzt sich eben doch recht schnell ab, der Novelty-Effekt der freakigen Fjord-Girls, die sich nicht nur nach einem Comic benannt haben, sondern auch aussehen, als wären sie einem entsprungen. So „neu“ und „anders“ hatten sich die vier Norwegerinnen allerdings auch gar nicht aufgeführt. Gab es nicht schon Stilquirle wie Poems For Laila oder die Band Of Holy Joy? Interpretierte Marc Almond nicht russische Torch Songs, musizierte Terry Hall nicht mit Musikern aus dem Morgenland und polnischen Zigeunern? Es bekamen nur nicht alle mit. Oder man wollte das alles einfach nicht zeitgleich hören.

Auch die Hinterhofspelunken in Barcelona und Amsterdam werden irgendwann langweilig. In der Katzenküche wird viel zu viel durcheinandergewurschtelt, ständig werden die Töpfe ge- und vertauscht. Ziemlich egal, dass auch Frank Zappas Sohn Dweezil einmal seinen Kochlöffel mit reinhält! Vom Osloer Allerlei bleibt ein Nachgeschmack von Kleinkunst und heillosem „Inas Nacht“-Durcheinander. Reduzieren Katzenjammer jedoch den ganzen Firlefanz auf ein Minimum, glänzt die Küche blitzeblank – beispielsweise wenn die vier mit „Loathsome M“ die B-52’s und Blurs „Song 2“ wieder aufleben lassen und mit „I Will Dance (When I Walk Away)“ als Corrs auf Speed einen Popsong ohne Schnörkel hinlegen, den auch Frank Turner gern auf seinem iPod hätte. Wunderbar auch, wie sie „Land Of Confusion“ von Genesis ausbremsen und zur schlurfigen Busker-Hymne umfunktionieren.

Wie schon bei der Frauen-Fußball-WM, liebe Norwegerinnen: Sucht den direkten Weg zum Tor!

Beste Songs: „Land Of Confusion“, „I Will Dance (When I Walk Away)“