K.I.Z

„Görlitzer Park“ – Heimat-Denkmal

Eklat/Warner (VÖ: 21.6.)

Das HipHop-Trio wird politisch, aber nicht korrekt.

Da müssen erst wieder K.I.Z. kommen, um dem berühmt-berüchtigten, von Medien regelmäßig zum Sündenpfuhl der Ausländerkriminalität verklärten Park in Berlin-Kreuzberg ein Album zu widmen. Sie machen den „Görli“ nicht zum Konzept, aber zum Dreh- und Angelpunkt. Von hier aus verzweigen Tarek, Maxim und Nico ihre Geschichten. Auftreten der Dealer und der Hipster auf MDMA. Ein Panorama der Parallelgesellschaft. Politisch selten korrekt. Aber wer den Zusammenhang zwischen Migration, Rassismus und Gewalt verstehen will, muss die offiziellen Sprachregelungen aufbrechen. K.I.Z tun das mit der für sie typischen Drastik und Dramatik – und mit erstaunlich wenigen infantilen Ausreißern. Derweil bewegen sich die Sounds des DJ-und-Produ­zenten-Duos Drunken Masters auf gewohnt hohem internationalen R&B‐Niveau.

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„Frieden“ ist der Song, zu dem auch Wehrpflichtbe­für­wor­ter:in­nen ein paar pazifistische Tränchen verdrücken müssen. Erster Eindruck: Könnte beim BSW-Parteitag laufen. Reflex: Der richtige Beitrag zum falschen Zeitpunkt. Beste Zeile: „Jan ist Patriot und Fabian ist woke.“ K.I.Z legen ihr Antikriegsplädoyer durchaus doppelbödig an. Noch ungemütlicher wird’s in „Sensibel“. Es sind große Fragen, die das Trio hier stellt: Wie viele Körner kostet es, sich in einem Land zu integrieren, in dem Leitkultur-Platzhirsche den öffentlichen Raum beherrschen? Wie viel muss ich von meiner Wahrheit opfern, um auf der „richtigen“ Seite zu stehen? Wo endet unsere Empathie und wo beginnt die Heuchelei? Und wieso gibt es Deutsche, die in der NATO nicht den Garanten der Freiheit sehen? Möglicherweise hat sich das Verteidigungsbündnis nicht allerorten mit Ruhm bekleckert.

„Applaus“, „Geld wie ein ­Magnet“ und „Lächel doch mal“ bilden eine Art Nabel­schau-­Trilogie. Narzissmus als Weg. Der Synth-Hammer „Sommer meines Lebens“ und die Soul-Serenade „Die Party ist vorbei“ wirken wie saurer Regen im Deutschpop-Son­nenschein. Mit „Görlitzer Park“ setzen K.I.Z ihrer Heimat ein Denk­mal, das sich von keiner Seite vereinnahmen lässt.