Julia Stone
By The Horns
EMI VÖ: 25. Mai 2012
Die Australierin Julia Stone hat eine von diesen Stimmen, die mit Gesang im eigentlichen Sinn wenig verbindet. Vielmehr erinnert sie an ein leises Säuseln, aber kein natürliches in der Art von frühlingshaftem Windhauch, sondern an das künstliche Hintergrundsummen in mitteleuropäischen Wellness-Tempeln.
2010 veröffentlichte Stone mit ihrem Bruder Angus das Album „Down The Way“, das in ihrer Heimat Dreifach-Platin erreichte. Sie hat eigentlich nichts auszustehen, leidet aber doch. Auf ihrer zweiten Soloplatte „By The Horns“ hadert sie in sparsam instrumentierten Emo-Folkpop-Songs wie „It’s All Okay“ mit dem Sujet der Liebe, verzweifelt daran, hofft, wirft sich in die Pose äußerster Zerrissenheit – was in etwa so klingt, als hätte Vanessa Paradis ein bisschen zu viel gekifft und dabei Portishead gehört.
Vielleicht hätten die Produzenten mal an die Scheibe zum Aufnahmeraum klopfen sollen, um die Chanteuse aus ihrem traurigen Dornröschenschlaf zu reißen. Andererseits zeugt das engagierte Titelstück mit dem zweckoptimistischen Mantra „I believe in love“ auch nicht von viel Innovation. Wer Musik als geistige Nahrung betrachtet, wird hier den langsamen Hungertod sterben.