Große braune Rehaugen, romantisch lange Haare und dazu das Outfit eines Hippiemädchens aus den ganz frühen Siebzigern- die Londoner Sängerin und Songwriterin Helena Costas klingt ein wenig so, wie sie aussieht: Ihre Stimme kuschelt sich sanft durch die Ohrmuscheln ins Gehirn, wo die verträumten Melodien dann ziemlich lange kleben bleiben.

Die männliche, eher konzeptuelle Hälfte des brandneuen Duos ist Danger Mouse: notorischer Knöpfchendreher hinter Gnarls Barkley und Dangerdoom, Produzent von Gorillaz, Beck, Sparklehorse und The Black Keys – um nur die bekanntesten zu nennen. Vom gehauchten Gesang her erinnert Joker’s Daughter an die feenhafte Entrücktheit der weitgehend vergessenen britischen Folkband Spyroyra.

Für seine opulenten Arrangements hat sich Beatles-Fan Danger Mouse aber auch tüchtig an den kunterbunten Naschwaren von „Sgt. Pepper“ bedient. Und immer durfte es ein Löffel mehr von allem sein. So entstand eine liebliche Spieldosen-Psychedelik, in der permanent irgendetwas tutet, rasselt, klingelt oder fiept. Die britische Band XTC hatte in den Achtzigern ähnlich barocke Fake-Psychedelik-Fantasien, klang dabei aber maskuliner und rockiger. „The Last Laugh“ ist eher sonnendurchflutet, feminin und verträumt.

Das auf einem leichten Reggae-Beat hüpfenden „Jelly Belly“ klingt sogar derart niedlich, dass man sich anfangs fürchtet anzubeißen. Doch irgendwann kann man diesem hübschen Singsang und den bärig blubbernden Basslines nicht mehr widerstehen. Sicher ein guter Song für die TV-Werbung. Der instrumentale Titelsong wühlt sich in die von Daniele Lupi festlich opulent arrangierten Streicher, bringt Cembalos und synthetische Chöre zum klingen.

„Yellow Teapot“ ist dann allerdings so schamlos von „Lucy In The Sky With Diamonds“ abgekupfert, dass es dafür einen kleinen Punktabzug gibt. Es sind eher Songs wie „Lucid“ oder „Cake And July“, die „The Last Laugh“ seinen Reiz verleihen, weil sie die Acid-Folk-Schule der frühen Siebziger so wunderbar selbstverständlich mit aktuellen digitalen Sounds zusammenbringen.

Man könnte dem Album vorwerfen, dass es insgesamt ein wenig zu leicht und gefällig klingt. Anderseits hatten wir in den letzten Jahren genug psychedelische Käuze von der dunklen Seite des Folk. Joker’s Daughter haben einfach mal ein bisschen Luft und Sunshine reingelassen, weil Sommer ist. (Double Six/Indigo)

Jürgen Ziemer