Johnny Dowd
Cruel Words
Beachtliche Songs von der Unterseite Amerikas, eher rustikal aufgeführt
Willkommen zurück auf der Unterseite Amerikas. Der Anti-Elvis und American-Dream-Entrümpler Johnny Dowd ist vom Friedhof zurückgekehrt und findet harte Worte für sein Heimatland. „Mystery, oh mystery/ Cowboy’s life is strange/ Gets very existential/ When his brains are re-arranged“. Wenn der Cowboy, die Gestalt des amerikanischen Mythos schlechthin, seine Ranch verläßt, begibt er sich, wie eine US-Version von Voltaires Candide, in die Arme des Kapitalismus, der Verlogenheit und Gier, landet im „House Of Pain“, sucht Zuflucht in den Armen einer Hure und wendet sich schließlich an eine höhere Instanz: „Take me home on a mystery train/ Sixteen coaches long“. Eine Umdeutung amerikanischer Songtradition, fast so schön wie damals auf „Pictures From Life’s Other Side“.
Und „Cruel Words“ ist tatsächlich das beste Dowd-Album seit diesem Meisterwerk auch wenn es atmosphärisch weniger dicht ist, eher ein „Spotlight Kid“ als ein „Traut Mas Replica“. Beachtliche Songs sind das, die hier rustikal zur Aufführung kommen. Das brachiale „Cradle Of Lies“, der Synthesizer-Western „Final Encore“ oder das unheimliche Duett „Unwed Mother“ mit Kim Sherwood-Caso, die nach der Auszeit auf „Cemetcry Shoes“ wieder mit klarer Stimme dabei ist. Beim lustigen „Drunk“ singen Jon Langford und Sally Timms von den Americana-Dekonstruktivisten Mekons mit.
Zum Abschluß gibt’s noch eine Power-Chord-Polka – aber
halt, den Text kennt man doch: „There stood a log cabin made of earth and wood/ Where lived a country boy named Johnny B. Goode/ Who never ever learned to read or write so well/ But he could play the guitar just like aringing a bell.“
Doch auf der wrong side of Memphis gibt es so einen glockenhellen Sound nicht, da klingen Gitarren wie Abrißbirnen.
(MUNICH/INDIGO)