John Mellencamp
„Strictly A One-Eyed Jack“
Republic/Universal (VÖ: 21.1.)
Knarzige Rocksongs mit viel Blues
Die Gitarre schrammt grimmig, der Mann grollt: „I always lie to strangers/ I always lie to people I may know/ There’ll be no church bells chiming for me/ No contest is my only plead.“ Wir haben es also mit jemandem zu tun, der sich seiner Schuld bewusst ist – ein Böser in einer bösen Welt, dem niemand vertrauen sollte. Na, das geht ja gut los! „Strictly A One-Eyed Jack“ ist John Mellencamps 25. Album, und fröhlicher wird’s nicht mehr. Aufgenommen hat er wieder in seinem Belmont-Mall-Studio in Indiana, diesmal aber nicht selbst produziert, sondern es David Leonard überlassen. Die gewohnte Band war auch dabei.
Damals war noch etwas mehr Hoffnung am Ende der Verzweiflung
In diesen Isolationszeiten also relativ gute Bedingungen, doch Mellencamp hat offensichtlich den Blues, wenn er sich in dieser Welt umsieht. „I Am A Man That Worries“, stellt er trocken fest – und klingt jetzt manchmal fast wie Tom Waits, nur ohne die torkelige Eleganz. Hier hört man immer die Karohemden und Levi’s-Jeans mit. Zwischendurch schimmert ein bisschen Zuversicht durch, zum Beispiel im gospelhaften „Chasing Rainbows“ mit der (vor allem für einen Amerikaner vielleicht gar nicht so) simplen Moral: Wer nicht bloß nach Geld giert, findet vielleicht sein Glück: „At the end of the rainbow/ Turns out it’s not somewhere/ Look around it’s everywhere/ For anyone who cares.“ Sicher scheint das nicht, hier dräut immer Unheil.
Einen Lichtblick gibt es allerdings schon: Bei drei Liedern schaut Bruce Springsteen vorbei. „Wasted Days“ ist im Herbst vorab veröffentlicht worden, ein solider Carpe-diem-Rocksong, „Did You Say Such A Thing“ groovt angenehm lässig vor sich hin, bei „A Life Full Of Rain“ wird es besonders melancholisch. Wie viele Songs über Vergebung und die Geister der Vergangenheit haben die beiden eigentlich schon gesungen? Am Ende klimpert ein verlorenes Klavier, man bleibt etwas traurig zurück. Vielleicht gleich mal „Uh-huh“ auflegen, damals war noch etwas mehr Hoffnung am Ende der Verzweiflung.