John Cale

„Ship Of Fools – The Island Albums“

Esoteric (VÖ: 23.8.)

Drei Meisterwerke mit Bonusstücken.

Nach John Cales kontrovers bewertetem Solodebüt, „Vin­tage Vio­lence“, urteilten Kritiker über „Paris 1919“ ungleich gnädiger. Mit seinen drei Island-­LPs brachte er es danach immerhin zu beachtlichem Kultstatus. Für vergleichbar originelle Arrangements wie die zu „The Man Who ­Couldn’t Af­ford To Orgy“ oder „Ship Of Fools“ war damals allenfalls Van Dyke Parks bekannt. Auch wo für Momente Anklänge an inspirierende Großmeister auffielen, war trotzdem jeder Verdacht von Plagiat völlig abwegig. Er genierte sich nicht, die Ballade „Emily“ endlos schmachtend vorzutragen und bei „Buffalo Ballet“ mehrere Takte lang notengetreu das Intro zu „Let It Be“ zu zitieren. Die Beiträge der drei zu den Sessions geladenen Kollegen von Roxy Music integrierte er bruchlos in seine Visionen für jeden Song.

Sänger und Background-Chor in psychischem Ausnahmezustand

Auf der von Phil Manzanera produzierten nächsten LP, „Slow Daz­zle“, war „Mr. Wilson“ seine große Verbeugung vor dem Genie der ­ Beach Boys und „Darling I Need You“ die Reminiszenz an Rock(abilly) und Pop der 50er-Jahre mit stimmungsvollem Saxofonsolo von Andy Mackay. Die Coverversion von „Heart­break Hotel“ – Sänger und Background-Chor in psychischem Ausnahmezustand! – war die so ziemlich ausgefallenste von allen. Für „Helen Of Troy“ sicherte er sich die Dienste von Brian Eno, Phil Collins und Chris Spedding, Letzterer bei den spektakulären Gitarrensoli.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Unter den melancholischen Songs war „I Keep A ­Close ­Watch“ eine noch schwermütigere Ballade als „­Cable ­Hogue“, die neue Beach-Boys-Hommage „China Sea“ ganz optimistisch gestimmt, obwohl Cale dort über „a jun­kie on the China Sea“ singt. Das Sequencing der Songs war auf jeder der LPs als Achterbahn der Gefühle programmiert. Beste unter den sieben Zugaben ist „Sylvia Said“. Die Liner­notes zitieren Cale mit der Behauptung, die auf LP veröffentlichten Aufnahmen klängen mehr wie Demos. Das kann man bei den jetzt im neusten Remastering vorliegenden Einspielungen so nicht nachvollziehen.