John Cale
Shifty Adventures In Nookie Wood
Domino VÖ: 28. September
Nichts Verblüffendes von John Cale. Das PR-Info drückt es natürlich etwas lyrischer aus: „Eine Platte von brillanter Modernität, in der aber auch die Großtaten der Vergangenheit widerhallen.“ Na, zumindest keine dieser irrlichternden Platten, wie sie der frühere Berserker und jetzige Fitness-Fanatiker zuletzt abgeliefert hat.
Modern heißt hier allerdings: die Moderne der Achtziger. Aktuellere Dancefloor-Trends werden bestenfalls durch die eigenwillige Perspektive eines inzwischen 70-jährigen Technik-Nerds gefiltert, der sich an der „Unbeholfenheit des Neuen“ erfreut. Zur Auffrischung hat er sich den mittlerweile auch schon gut abgehangenen Klangbastler Danger Mouse dazugeholt, um dann doch für den Art-Disco-Stampfer „I Wanna Talk 2 U“ einen „Oldschool-Detroit-Vibe“ zu rekonstruieren. Auch dem Dr. John der „Gris-Gris“-Phase wollte Cale mit „tiefergelegtem Funk“ und „lässigen, schlingernden Grooves“ nacheifern.
Mehr up to date als das Daft-Punk-ige „December Rains“ mit flirrendem Vintage-Moroder-Feeling, „Vampire Cafe“ mit Grace-Jones-Groove oder etwas Auto-Tune und Prince-Beats wird’s dann eigentlich auch nicht. Zum Glück, denn keiner will von Cale jetzt tapsige Versuche in Dubstep hören, sondern wieder das patentierte Düstergeboller im New-Wave-Geist, die schamlos eingängigen Refrains und die melancholisch verhangenen Schmachter, das alles immerhin im fetten Kopfhörer-Sound produziert.
Die grandiose Klasse seiner Siebziger-LPs erreicht Cale zwar nicht mehr, dafür wäre auch eine übermenschliche Anstrengung nötig gewesen. Mit dieser Platte kann die ewig uneinige Cale-Klientel sehr gut klarkommen.