Jeffrey Lewis & The Junkyard
„‚Em Are I“
Jeffrey Lewis‘ letztes Album widmete sich der Neuinterpretation von zwölf Songs der britischen Anarcho-Punks Crass. Aus viel Lärm, Schweiß und Gerümpel der 80er Jahre filterte er Melodie und Harmonie, wo man sie zuletzt erwartet hätte. Die Themen seiner neuen Platte sind traditionell auch nicht unbedingt prädestiniert für sommerliche Gute-Laune-Lieder.
In „Roll Bus Roll“ verarbeitet er sein rastloses Tourleben als Flucht vor dem Älterwerden, als Angst vor der eigenen immer größer werdenden Geschichte und den wachsenden Erwartungen. Allerdings rollt sein Greyhound auf einer wunderschönen breiten Allee, gesäumt von hypnotisierend gepickten Gitarren, Mandoline und einem Chor von Freunden. Also klemmt Lewis einfach ein altes Sweatshirt zwischen Kopf und Fensterscheibe und schlummert friedlich ein, denn: „It’s all fine as long as the bus makes the city behind me smaller and smaller.“
Begleitet wird er wieder von seinem Bruder Jack und Drummer David Beauchamp, die sich diesmal The Junkyard nennen, ergänzt durch Gastauftritte von Hermann Düne, J. Mascis und Emily Lacy. Insgesamt geht es jetzt ruhiger zu, das Neurotische seiner Acid-Abenteuer ist etwas verloren gegangen, und die Punkborsten, die „City & Eastern Songs“ noch gespickt hatten, wurden gestutzt.
Was bleibt, sind die großartigen komisch-tragischen Texte und die mühelose Originalität des Comiczeichners. Auch wenn seine Stimme gelegentlich etwas dünn wirkt. Er kämpft stets für die Schönheit und gegen die Ermüdung, denn er weiß: „It’s hard to get too bored if you pick the right two chords!“ (Rough Trade/Beggars)
Christian Gesellmann