Jeff Bridges
Jeff Bridges
Blue Note
Ich hatte kein Mitleid mit Bad Blake, dem laut Ankündigung so verkrachten, abgestürzten Countrysänger, den Jeff Bridges in „Crazy Heart“ spielte. Bisschen saufen tut doch jeder zweite Familienvater, auch ein kleiner writer’s block kann vorkommen. Und um Maggie Gyllenhaal ins Bett zu kriegen, genügte dem Alten ein Zwinkern und ein nettes Gespräch mit ihrem Kind. Dem Mythos, dass sich die Diener der Roots-Musik schon irgendwie aus dem amerikanischen Boden heraus ernähren und immer ihre Gerechtigkeit finden, und sei es nur poetische, verfiel der Regisseur eben doch.
Jetzt hat Bad Blake, der erfundene Typ, auch noch eine echte Platte gemacht, gesungen und teilweise komponiert von seinem Körper Jeff Bridges (nicht gespielt – die Gitarre auf dem Cover ist nur ein Acessoire). Und, Überraschung, sie ist relativ gut. Wohl ein Auswuchs aus den Sessions der Feierabend-Band, die Bridges öfter auf seiner Ranch in Montana versammelt, produziert von T Bone Burnett, der für die „Crazy Heart“-Musik auch einen Oscar bekam.
Abgesehen von wenigen Gassenhauern wie „What A Little Bit Of Love Can Do“, mit dem Bridges schon durch die Talk- und Morgenshows tingeln musste, ist das Album eine eher halbdunkle, zwielichtig flirrende Angelegenheit, unter anderem natürlich dank Gitarrist Marc Ribot, der noch jedes miese Schwarzweißfoto in ein Jim-Jarmusch-Plakat verwandelt hat.
Dass Bridges mit seinem Bart ein eher dürftiger Sänger ist, macht nichts, solange zum Beispiel im rau schippernden „Slow Boat“ Rosanne Cash jeden seiner Töne mitsingt. Eine sehr okaye Brummbärplatte mit streckenweise brillanter Musik.
Beste Songs: „Tumbling Vinex, „Slow Boat“