James Morrison
The Awakening
Universal
Diese Musik wird uns lange verfolgen. Wir werden keine Ladenschwelle betreten können ohne die Angst, dass sie uns beim Shoppen in die Gehörgänge kriecht. Wir werden keine Website aufrufen können, ohne entnervt nach dem X zu suchen, um das lärmende Werbevideo zu schließen, aus dem der Sänger herüberschmachtet. Und wir werden nie wieder einen dieser Gratis-Hochglanzprospekte aufschlagen, in denen „gefühlvoll“ das meistgebrauchte Adjektiv nach „preiswert“ ist.
James Morrison, der verträumte Brite, den junge Frauen und solche, die es gern noch wären, schon irgendwie „total niedlich“ und/oder „süß“ finden, weil er der Statur nach eine muskulösere Ausgabe von Chris Martin ist, hat mit „The Awakening“ ein Soul-Album im Geiste Motowns aufgenommen – abzüglich Geist, versteht sich. Das pathologische Bedürfnis, dieser Ära mit den eigenen kümmerlichen Talenten zu Leibe zu rücken, hat die britische Musikindustrie in jüngster Vergangenheit oft befriedigt.
Morrisons Liebe zu Marvin Gaye, Stevie Wonder und Otis Redding klingt allerdings aufrichtig. Mit blasser, leicht angekratzter Stimme erreicht er sogar die irrlichternden Höhen von Al Green („Say Something Now“). „In My Dreams“ zitiert „What’s Going On“, „Beautiful Life“ die späten Staple Singers. Bernard Butler hat dazu seinen gewohnten Streicherpathos aufgeboten. Es darf geschwelgt werden. Doch Vorsicht: Das Erwachen könnte böse sein.
Beste Songs: „One Life“, „Say Something Now“