Jake Bugg

„A Modern Day Distraction“ – In Bewegung

Sony (VÖ: 4.10.)

Toller Gitarrenpop: Jake Buggs Rückkehr zu seiner Kernkompetenz.

Es ist kein Zufall, dass Cover von Jake Buggs sechstem Album „A Modern Day Distraction“ an seine ersten beiden Werke erinnert – es ist eine Rückbesinnung auf seine Kernkompetenzen. Er war gerade mal volljährig, als er mit „Jake Bugg“ (2012) und „Shangri La“ (2013) alle in Erstaunen versetzte, die klassisches Songwriting lieben: Ein Junge aus einer Nottinghamer Sozialsiedlung orientierte sich eher an Donovan als an Britpop, hatte die herrlichsten Melodien und eine quäkend-dringliche, unverwechselbare Stimme. Jake Bugg was here to stay, das war sofort klar.

An Jake Bugg werden wir noch jahrzehntelang Freude haben

Die zwischenzeitlichen Experimente mit Dance-­Beats standen ihm nicht so gut, aber natürlich war es nötig, sich selbst hin und wieder herauszufordern, um nicht auf der Stelle zu treten. Und wenn er nun mit dem Produzententeam Metrophonic zu seinem klassischen Gitarrenpop-Sound zurückkehrt, dann im vollen Bewusstsein, was er kann und will. Spätestens ab dem vierten Song spielt Bugg all seine Stärken richtig aus: Das melancholische und doch wuchtige „Never Said Goodbye“ handelt vom Bedauern, das bleibt, wenn man nicht genügend Zeit mit jemandem hatte. Zeit ist – neben den Zumutungen des kapitalistischen Alltags – überhaupt ein roter Faden hier: wie schnell sie verrinnt, wie man sie am sinnvollsten verbringt, dass man sie nicht vergeuden darf („Wai­ting For The ­World“).

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Zu einer unwiderstehlichen Melodie erzählt er in „I ­Wrote The Book“ von einer inspirierenden Begegnung mit einem alten Mann, und gleich nach dem quirligen Stampfer „Keep On Mo­ving“ geht er in „Beyond The Horizon“ wieder in die Tiefe – er kann eben beides. Das Album endet passend mit „Still Got Time“. Er dreht die Gitarre noch mal extralaut auf, „Don’t stop drea­ming“ hallt als Lebensmotto nach. Hier hat einer aber nicht nur geträumt, er hat seine Träume auch umgesetzt, an ihnen festgehalten und gleichzeitig die Realität nie aus den Augen verloren. Es gilt weiterhin, was schon nach seinem Debüt feststand: An Jake Bugg werden wir noch jahrzehntelang Freude haben – und bei wie vielen Musi­ker:in­nen kann man sich da schon so sicher sein?