Ja, Panik
„Don’t Play With The Rich Kids“ – Innere Stärke
Bureau B/Indigo (VÖ: 2.2.)
Ein kraftvolles, gelöstes Rockalbum der schlauen Österreicher
Verzerrte Gitarren, Glam, Britpop, Morrissey, circa „Southpaw Grammar“ (1995). Doch: Schweinerock it ain’t! Auf ihrem neuen Album klingen Ja, Panik so gelöst, als hätten sie jahrelang eine Schlacht geschlagen, die niemand gewinnen kann, die sie aber auch nicht in ein Häufchen Elend verwandelt hat. „Ich hab gebraucht, um zu begreifen: Diese Mauer lässt sich nicht einreißen“, singt Andreas Spechtl in „Mama Made This Boy“.
Die schönste und schlauste politische Musik im deutschsprachigen Raum
Auf dem Cover von „Don’t Play With The Rich Kids“ stehen die vier Bandmitglieder in eine Decke gehüllt, alle schauen in dieselbe Richtung: Allegorie der Festung Europa oder Ausdruck eines neuen Klassenbewusstseins? In jedem Fall beweisen Ja, Panik: Das Besinnen auf innere Stärken (des Kollektivs?) muss die Krisen da draußen nicht ausklammern. Und so gelingt den Österreichern mal wieder die schönste und schlauste politische Musik im deutschsprachigen Raum. „Für einen Moment war ich verloren der Welt/ Ich war lost in Berlin, lost in Vienna, lost in Mexico City“, resümiert Spechtl zu Beginn. Es ist ein Stück über die Austauschbarkeit von Orten und Erlebnissen. Dann die rettende Erkenntnis: „J,P Supernova bleibt die einzige Droga.“
Auch „Kung Fu Fighter“ erzählt von modernen Lebenslügen und den „tausend Kämpfen in mir drin“. Der Song nimmt mit seinen hymnischen Backgrounds und Bläsern beinahe Arcade-Fire-hafte Ausmaße an. Nur die Heilsarmee bleibt aus. Ja, Panik umtänzeln jede Pathosfalle im Traum. Sie fragen sich, wovor sie denn Angst haben sollen, wo sie doch eh in der Hölle aufwachen („Dream 12059“). Sie scheißen in „Hey Reina“ auf den Tod, weil sie noch ganz andere Feinde haben, und sie warten auf die Verführung durch die „Teuferl“. Sie glauben an einen gewissen „Change“ und bauen gleichzeitig in „Fascism Is Invisible (Why Not You?)“ ein Haus aus Finsternis. Und am Ende, im knapp zwölfminütigen weißen Rauschen von „Ushuaia“, steht die Unsterblichkeit. Diese Lieder sind nicht frei von Utopie. Man muss nur etwas genauer hinhören.