Iron And Wine / Calexico

In The Reins

Fließender Amencana Sound - stimmungsvoll, nur ein bißchen zu kurz

Calexico haben gut zu tun. Mit sich, aber auch mit anderen. Nach wie vor. Was verwundern mag angesichts eines Karriereaufschwungs, der ihnen längst Vollbeschäftigung in eigener Sache sichern dürfte. Doch haben Joey Burns und John Convertino nie ein Hehl daraus gemacht, wie wichtig externe Projekte auch für den Binnenhaushalt von Calexico waren und sind. Und so fand sich letzten Dezember doch noch Zeit für eine Zusammenarbeit, die bald drei Jahre angedacht war.

Auf „In The Reins“, einem Mini-Album mit sieben Songs, bestechen Calexico im Sextett als Apotheose der idealen Begleitband – in jedem Ton präsent und doch stets bereit, hinter die Präsenz der Hauptfigur zurückzutreten. Was gar nicht so einfach ist, denn Sam Beam aka Iron and Wine, der vor drei Jahren mit „The Creek Drank The Cradle“ als Roots-Weirdo ausgerechnet auf SubPop debütierte, gehört zu diesen sanften Riesen von eher leiser Autorität. Und einen Vollbart hat er auch noch. Im Ergebnis klingt das dann manchmal so, als hätte man einen gar nicht so entfernten Verwandten von Nick Drake als Komparsen der „O Brother, Where Art Thou“-Posse mit einem Banjo an einer gottverlassenen Straße ausgesetzt. Oder mitten im Bayou.

Frische Nebendarsteller werten das Personaltableau noch auf. Salvador Duran aus der Flamenco-Szene in Tucson setzt in „He Lays In The Reins“ den unerwartet dramatischen Kontrapunkt zum fließenden Americana-Sound, während eine gewisse Natalie Wyants mit Beam prächtig harmoniert – etwa in der kecken „History Of Lovers“, in der sich sogar ein paar Bläser aus der Kulisse trauen. Noch besser: die gemeinsame Beschwörung verlorener Jugendtage in „16, Maybe Less“ – und die auch sonst sehr präsente Pedal-Steel von Paul Niehaus singt dazu, als könnte sie Teenager-Tränen trocknen. Mit dem Groove von „Burn That Broken Bed“ eröffnen Calexico auch mal akustische Zwischenräume, in denen eine Trompete schön verlorengeht. Schließlich versammelt man sich zum tröstlichen Requiem „Dead Man’s Will“. Es gibt dieser Tage zu viele CDs, die mindestens fünf Songs zu viel haben. Diese hier hätte gut vier bis fünf obendrauf vertragen.