Hobotalk
Alone Again Or
Glitterhouse
Früher, da waren die großen Pop-Melancholiker wie Nick Drake, Tim Hardin und James Taylor die Orientierungspunkte. Oder Neil Young zu „Harvest Moon“-Zeiten, sogar John Denver.
Auf den ersten drei Hobotalk-Alben gab es viel wundervoll tarierten Folk-Country-Blues mit Soul, mal pur und karg, mal fast luxuriös inszeniert, über Liebe und Verlust und über alles weitere. Liedschreiber Marc Pilley wollte seinen Zuhörern über die Schulter direkt in die Herzen und Seelen singen – und das glückte ihm meist meisterhaft. „Beauty In Madness“ und die beiden Nachfolger hielten die heikle Balance zwischen schöner Wehmut und willkommenem Trost.
Und nun? Was haben Pilley und seine Mitstreiter im eigenen „The Shed“-Studio bloß Ungesundes herumgereicht? Auf der A-Seite („The Electric Night“) haben Hobotalk fünf rumpelnde und ziemlich charmefreie Psychedelia-Nummern versammelt. „Man stelle sich vor, Buffalo Springfield jammten mit Captain Beefheart und den Doors„, beschreibt Pilley zu viel versprechend diese leider auch rhythmisch oft ermüdend repetitiven Angelegenheiten.
„Rise“ entwickelt ja immerhin noch einen gewissen melodiösen Drive, „Hobo Chang Ha“ ist aber nur noch eine nutzlose Kakophonie mit Harmonium und diversem misshandeltem Instrumentarium. Was soll das alles nur? Vor allem, weil doch einige Songs der B-Seite „The Acoustic Morn“ so deutlich zeigen, dass die Schotten den engen Kontakt zu „Mother Creation“ gar nicht wirklich verloren haben.
„Under The Spell“ etwa, mit so sanften Strings und so sanfter Frauenstimme zelebriert, hat die emotionale Qualität alter Kostbarkeiten wie „Never Said When“. Und „Round And Round“ singt Pilley mit Mike-Scott-Stimme zu zartem Banjo- wie ehedem. Insgesamt: zu unausgegoren. (Glitterhouse)