Harp

„Albion“

Bella Union/PIAS (VÖ. 1.12.)

Dream-Pop wie das Licht am Ende des Tunnels

Wer bisher nicht der Tagtraumwelt von Bella Union nahestand, findet mit Katalognummer 1521 nun den richtigen Schlüssel, um hineinzugelangen. Diese Platte klingt einerseits, als wäre sie einzig und allein für das Label aus Brighton aufgenommen worden. Andererseits ist sie weit von dem entfernt, was man Malen nach Zahlen nennen würde, und vereint vielmehr die unterschiedlichsten Einflüsse, die sich so harmonisch aneinanderschmiegen, dass sie einen Moment den Rest der Label-Diskografie in den Schatten stellt. Das Eröffnungsstück, das bezeichnenderweise „The Pleasant Grey“ heißt, erinnert an das Fundament der Firma, das ihr Mitbegründer Simon Raymonde einst als Bassist und Keyboarder der Cocteau Twins legte, und man wartet auf die ätherische Stimme von Liz Fraser – aber Pustekuchen!

Hier spürt man mehr Hoffnung als Verzweiflung

Tim Smith, einst Sänger und Songschreiber von Midlake, rückt mit seinem neuen Projekt eine musikalische Dekade näher. Standen bei seiner Band die 70er-Jahre Pate, dominieren nun die Sounds der Achtziger. Ein Meer elektrischer und akustischer Gitarren, sanfte, leichte Keyboardtöne, dazu sein wundervoller Gesang und hin und wieder dezente Bläser. Smith, der Harp mit seiner Frau, Kathi Zung, gründete, hat jahrelang „Faith“ gehört, sozusagen die „graue Phase“ von The Cure. Man muss den Nebel durchschreiten, um ans Licht zu kommen – und hier spürt man mehr Hoffnung als Verzweiflung.

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Obwohl Smith in North Carolina lebt, hat er ein Faible für Großbritannien entwickelt, weshalb ein Gedicht von William Blake als Vorlage für „Daughters Of Albion“ diente. Dann wiederum fühlt man eine große amerikanische Sehnsucht, hört man Seventies-Einflüsse, Crosby, Stills, Nash & Young, Americana. Kraut-Psychedelia à la Maccabees, ja sogar Barclay James Harvest. Man watet durch den Nebel, pflückt schöne Dinge am Wegesrand – und siehe da, das Album endet mit den Zeilen: „Quietly the sorrow flees from me/ Bright as day the soul no longer grieves/ I am the seed/ I wait, I wait for thee.“