Hamish Hawk

„A Firmer Hand“

So (VÖ: 16.8.)

Der Schotte singt sehr direkt über Schuld und Scham.

Man hatte Hamish Hawk schon mit seinem Debüt gemocht („From Zero To One“, 2018), die Stimme und die Haltung bewundert und die potente Mischung gespürt, die die Musik des schottischen Sängers hervorbringt. Scott Walker! Jarvis Cocker! Morrissey! Die Landsmänner King Creo­sote und Idle­wild nahmen Hawk unter ihre Fittiche, da kam die Karriere ins Laufen. „­Heavy Ele­va­tor“ (2021) brachte dann eine Art Durchbruch. Darauf war zum Beispiel das Lied „The Mauritian Badminton Dou­bles Champion, 1973“, das aufs Wundervollste an The Di­vine Comedy erinnerte.

Für sein drittes Album verändert Hawk die Vorzeichen.

Für sein drittes Album verändert Hawk die Vorzeichen. An die Stelle der hochgezogenen Augenbraue und der Sophis­ti­ca­tion des distanzierten Beobachters tritt eine sehr direkte Lyrik: Der Künstler sagt, er habe einen Schrank geöffnet und he­rausgekommen sei ein Skelett. Mehrere Songs auf „A Firmer Hand“ behandeln Sexualität, männliche Lust und ­Obsession. Etwa das explizite „Machiavelli’s Room“, in dem es um Verlangen geht, aber auch um Manipulation. Schuld, Scham, Verdrängtes, Schmerzhaftes, Hässliches: Hawk nimmt kein Blatt vor den Mund, will aber auch nicht alles hier autobiografisch verstanden wissen.

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Der Dunkelheit gegenüber steht eine berührende Wehmut, etwa bei „Juliet As Epi­thet“. „I am the open secret no one’s ever gonna blow“, singt Hawk und erinnert sich vielleicht an eine nicht öffentlich gemachte Liebe. Auch toll ist das elegische „The Hard Won“: Verletzlichkeit und Kontrolle. Hawk sagt, die Offenheit seiner neuen Texte habe ihn erschreckt und dass das hier eventuell die erste Platte sei, die seine Eltern nicht mögen werden. Die Musik schrieb der Sänger gemeinsam mit seiner Band. Produziert hat wieder Idlewild-Gitarrist Rod Jones in Edin­burgh. Passend zu den Inhalten klingen diese Lieder nun strenger und knapper als frü-her nach Wave und britischem Eighties-Indie-Rock, obwohl die Eleganz weiterhin die Playbacks prägt, wie in der anrührenden Piano-Miniatur ­Christoper St.“.