Guided By Voices
Let Go Eat The Factory
Fire/Cargo VÖ: 20.01.2012
Die Platte läuft noch keine fünf Minuten, da ist man schon rundumversorgt; hat das dumpf-scheppernde Schlagzeug in „Laundry And Lasers“, die chromatischen Gitarrenläufe in „The Head“ und das Ein-Ton-Flötenspiel, das die herrlich verstolperte Popminiatur „Doughnut For A Snowman“ einleitet, hinter sich: Willkommen im Lo-Fi-Kosmos von Guided By Voices. Wieder einmal.
Robert Pollard tut auf „Let’s Go Eat The Factory“ so, als ob nichts gewesen wäre, hat sechs Jahre nach der Auflösung der Band und 15 Jahre nach „Under The Bushes, Under The Stars“ erstmals wieder die Guided-By-Voices-Besetzung zusammengetrommelt, die gemeinhin als klassisch gilt, wird von Mitch Mitchell, Kevin Fennel, Tobin Sporut, Greg Demos und Jimmy Pollard begleitet. Und mit diesen setzt er einem 21 Songs vor, die oft sehr, sehr kurz sind, aber stets das volle GBV-Programm bieten: schrullig, chaotisch, widerspenstig, melodieverliebt. Vom rumpelnden und pfeifenden Psychedelic-Smash-Hit „Spiderfighter“, der sich nach anderthalb Minuten einfach in eine Klavierballade verwandelt, über die in tragische Molltöne gehüllte und mit Cellos verzierte Beatles-Anleihe „Hang Mr. Kite“ bis zum empfindlichen Seufzen von „Who Invented The Sun“.
Auf „Let’s Go Eat The Factory“, das naturgemäß vor allem in den Wohnzimmern, Kellern und Garagen der Bandmitglieder aufgenommen wurde, gibt es wieder viel Platz für Brummen, Summen, Quietschen und Scheppern – etwa in der Alternative-Rock-Hymne „God Loves Us“, dem zur quakenden Wah-Wah-Gitarre angesetzten Lamento „The Big Hat And Toy Show“ oder dem zackigen „How I Met My Mother“. Noise-Rock-Nummern wie „Cyclone Utilities (Remember Your Birthday)“ und Prog-Rock-Reminiszenzen wie „We Won’t Apologize For The Human Race“ haben etwas angenehm Altmodisches. Doch ab und zu gönnt Pollard den Songs dann doch zumindest eine Ahnung von Opulenz, etwa wenn sich in „Chocolate Boy“ Streicher einschleichen, um zuzuschauen, wie der Schokojunge in der Sommersonne schmilzt.