Grand Budapest Hotel :: Ralph Fiennes, Edward Norton
Regie: Wes Anderson / Start: 6.3.
Auch in seinem achten Film vermischt der Kritikerliebling klassische Genres, die er mit einzigartig künstlicher Ästhetik auf Kinderfantasien herunterbricht. Zwischen Heist-Movie, Agenten-Thriller, Weltkriegs- und Widerstandsdrama changiert seine turbulente Geschichte des Grand Budapest Hotel, in dem auch sein Stammpersonal von Bill Murray bis Owen Wilson wieder auftritt. Ralph Fiennes verkörpert herrlich manieriert den Concierge Gustave, der Anfang des 20. Jahrhunderts beflissen alten, reichen Damen wie Madame D. (Tilda Swinton) zu Diensten ist und in die Jagd nach einem geheimnisvollen Gemälde verwickelt wird, hinter dem auch der steife Offi zier Henckels (Edward Norton) und der kaltblütige Geheimdienstmann Jopling (Willem Dafoe) her sind. Die Sets erinnern an Kinderbuchillustrationen, der Slapstick an Zeichentrick- und Comicdramaturgie, Gestik und Mimik der Schauspieler an Stummfilmdarstellungen. Darüber lässt sich schmunzeln, Andersons immer gleicher Stil kann aber mittlerweile auch nerven. OH
Judi Dench, Steve Coogan
Regie: Stephen Frears / Start: 27.2.
Rund 50 Jahre sind vergangen, seit Philomena (Judi Dench) als jungem, unverheirateten Mädchen in einem irischen Kloster ihr Sohn weggenommen wurde. Schuldgefühle der religiösen Krankenschwester und das Schweigen der Nonnen haben bisher verhindert, dass sie etwas über das Schicksal von Anthony erfahren konnte. Erst der Politikjournalist Martin Sixsmith (Steve Coogan), der gerade seinen Job bei der BBC verloren hat, findet eine Spur. Offenbar wurde der Junge von amerikanischen Eltern adoptiert. So reisen die beiden in die USA, wo sie eine ebenso traurige wie tröstliche Entdeckung machen. Coogan („24 Hour Party People“), ein profilierter Komiker, hat das Drehbuch nach einer wahren Begebenheit verfasst. Ihm ist mit Regisseur Stephen Frears („Die Queen„) eine bewegende Tragikomödie gelungen. Zu verdanken ist das auch Dench, die Philomena glaubwürdig zwischen Verzweiflung und Glauben, Naivität und ungebrochener Menschlichkeit spielt. OH
Emma Thompson, Tom Hanks
Regie: John Lee Hancock / Start: 27.2.
Fünf Oscars gewann 1965 das Musical „Mary Poppins“, auch die wunderbare Julie Andrews wurde als beste Hauptdarstellerin prämiert. Doch die Schriftstellerin P. L. Travers reagierte ungehalten auf die Verfilmung ihres Romans. Die Disney-Komödie „Saving Mr. Banks“ erzählt nun von der Entstehung des Klassikers aus den eigenen Studios. Travers (Emma Thompson) widersteht jahrelang Walt Disneys (Tom Hanks) Werben um die Rechte an der Geschichte der magischen Nanny. Erst aus Geldnot willigt sie ein, sich in Hollywood zumindest die Ideen der Filmleute anzuhören. Für die in London lebende Australierin ist der zweiwöchige Besuch in Hollywood natürlich ein Kulturschock. Regisseur John Lee Hancock hat die künstlerischen Differenzen und charakterlichen Unterschiede unterhaltsam in einem sonnigsentimentalen Feelgood-Movie eingeebnet, in dem Hanks als Menschenfänger und Thompson als kratzbürstige Lady eine große Show bieten. OH
Lea van Acken, Franziska Weisz
Regie: Dietrich Brüggemann / Start: 20.3.
Schon in seinen Komödien „Renn, wenn du kannst“ und „3 Zimmer/Küche/Bad“ beschäftigten sich Regisseur Dietrich Brüggemann und seine Schwester und Co-Autorin Anna mit dem Moment, in dem junge Menschen beginnen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. „Kreuzweg“ geht dieses Thema ästhetisch und inhaltlich weitaus radikaler an. Analog zum Kreuzweg erzählt der Film in 14 Stationen/Bildern die Geschichte der jungen Maria, die in der erzkonservativen katholischen Priesterbruderschaft St. Paulus auf ihre Firmung vorbereitet wird. Sie hat drei Geschwister, eine strenge, den Dogmen der Kirche folgende Mutter und einen duckmäuserischen Vater. Ihr jüngster Bruder hat mit vier Jahren noch kein Wort gesprochen – eine göttliche Strafe, meint der junge Priester. Maria will die angebliche Schuld auf sich nehmen. „Kreuzweg“ setzt sich überzeugend mit religiösen Bildwelten und Metaphern und ihrer fundamentalistischen Auslegung auseinander und ist zugleich das beklemmende Porträt einer Familie. MB