Glen Campbell
Meet Glen Campbell
Capitol
Wie so viele Amerikaner wurde er als Christ wiedergeboren und lebt heute mit seiner Familie auf Hawaii, gottesfürchtig und vom Teufel Alkohol exorziert. In dem Produzenten Julian Raymond fand Glen Campbell einen jungen Freund, der die Songs für dieses Album auswählte; niemand kann sich überhaupt an die letzte Platte des großen Mannes erinnern oder an seinen letzten Hit- vielleicht „Sunflower“ von 1977?
Nun ist „Meet Glen Campbell“ nicht so schlimm wie „Paul Anka Rocks“ oder dergleichen Modernisierungs-Wahnsinn, auch legen die noch beinahe jugendlichen Musiker- Jason Faulkner und Wendy Melvoin an den Gitarren, Roger Manning Jr. an den Keyboards – ein Tempo vor, dass dem legendären Hochgeschwindigkeits-Troubadour entspricht.
Raymonds volatile, im Kern konservative Sammlung von Liedern überfordert Campbells Stimme nicht: das geistesschlichte „Sing“ (hier „Frances Healy“ zugeschrieben), zwei Stücke von Tom Petty, „These Days“ von Jackson Browne, Paul Westerbergs „Sadly, Beautiful“, „All I Want Is You“ von U2, Lou Reeds „Jesus“ und schließlich „Grow Old With Me“, eines der letzten Stücke von John Lennon.
Überraschend gut funktioniert sogar „Times Like These“ von keinen Geringeren als den Foo Fighters. Skurril! Der Gesang bleibt in der mittleren Lage, Campbells gesamte Familie trällert im Hintergrund, und ein paar Tonnen Streicher und Glockenspiele sülzen über die akustischen Gitarren.
Freuen wir uns wie Kinder darüber, dass der Mann noch so souverän jubiliert, der „Rhinestone Cowboy“ und „Wichita Lineman“ und „By The Time I Get To Phoenix“ und „Galveston“ so schön sang wie niemand sonst. Auch wenn er heute keine Songs mehr hört. (Capitol/EMI)