Glass Animals

„I Love You So F***ing Much“

Universal (VÖ: 19.7.)

Vorzügliches Pop-Album – und gar kein Ausverkauf.

Eines Morgens wachten die Glass Ani­mals auf und fanden sich in einer ganz anderen Welt: Eben noch als Indie-Pop-Geheimtipp gehandelt, tauchten sie nach dem Erscheinen von „Dream­land“ auf jedem U-Bahn-Bildschirm als in Deutschland millionenfach ge­stream­te Band auf, alldieweil sie mit „­Dream Waves“ den größten inter­nationalen Erfolg eines britischen Ti­tels seit dreißig Jahren feierten. Auf Augenhöhe mit Pharrell, den ­Spice ­Girls und ­Weeknd. House­hold-­Name-­Status – hätte man nicht für möglich gehalten. Und nun das schwierige vierte Album.

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Aber schon gleich zu Beginn schaf­fen sie den Spagat zwischen diesen Welten: „Show Pony“ beginnt wie ein psychedelischer Song von einem anderen Stern, als wären da die Fla­ming Lips im Spiel, bevor Sänger Dave Bayley, unterstützt von entspannten Beats, zu einer kommerziellen, aber unwiderstehlichen Pop-Hymne an­setzt. Weiter geht’s im Pop-Himmel: „What­the­hell­i s­happe­n ing?“ dreht das Rad ohne Atempause weiter, un­terstützt von einer welt­um­grei­fen­den Produktion. Vielleicht ist die Single „Crea­tures In Heaven“ dann ein Zuge­ständnis an den Erfolg, ein bisschen zu sehr ein Track, um alle zu befrieden und an „Dream­land“ anzuknüp­fen.

Einfach mal glücklich sein!

So beautiful it hurts … „Won­der­ful No­thing“ schürt die Melancholie, wie ein Last-­Shadow-­Puppets-­Song mit Falsettgesang, bevor die analogen 70er-Jahre-Synthie-Passagen einset­zen – aber nur echt mit sakralem Back­ground-Gesang. Als ähnlich theatra­lisch entpuppt sich „A Tear In ­ Space (Air­lock)“, das genau so klingt, wie man sich das bei diesem Titel vorstellt: als würde ­Weeknd mit – ­wieder – den Flaming Lips kooperieren.

Man muss akzeptieren, dass es kein zweites „Zaba“ mehr geben wird, das wegweisende Debüt der Briten. Aber alle zehn Tracks, die sich ausschließlich um die Liebe drehen, sind gleichzeitig radiotauglich und betörend. Genau hinhören, wir können auch 10cc ausmachen. Bayley und sei­ne Kumpels haben es wieder gutge­macht. „Ausverkauf!“-Vorwürfe wä­ren albern. Einfach mal glücklich sein!