Ghost

Prequelle

Blasphemie mal anders: Die satanischen Theatraliker ergänzen ihren popkompatiblen Metal auch noch um Softrock

Anfang der Zehnerjahre sorgte eine Reihe junger, ähnlich klingender Bands für Aufmerksamkeit in der Metal-Szene. Sie schmückten sich mit theatralischem Satanismus, zwängten ihre Teufeleien aber mal nicht in das täppische Pandabärkorsett des Black Metal. Sie beriefen sich vielmehr auf die kompositorisch elaborierten, mit Prog-Elementen spielenden, technisch virtuosen Mercyful Fate bzw. deren Nachfolger King Diamond. War es Zufall oder ein Minitrend?

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Es schien jedenfalls fast so, als sollte aus dem Personalstil einer Band ein eigenes Genre erwachsen. Neben Portrait, In Solitude und den deutschen Attic machten vor allem Ghost von sich reden. Ghost klangen etwas weniger epigonal, arrondierten ihren Sound mit Sakralchören und Kirchenorgelwänden und variierten ihn mit reichlich Seventies-Pomp, der dann auch ganz gut zu dem okkulten Mummenschanz passte, den sie auf die Bühne brachten.

Auch mit hübsch klebrigen Yachtrock

Was die Band abgesehen von den Masken, liturgischen Gewändern und Weihrauchfässern aber vor allem auszeichnete, war ihre erstaunliche Popkompatibilität. Die Songs trafen voll in das immer schon erstaunlich weiche Herz des Metalheads, der sich in den Härten des Lebens und der Riffs nach einem melodischen Ruhekissen sehnt. Die Laufkundschaft, die auch Metallicas schwarzes Album goutiert, kam hier ebenfalls auf ihre Kosten. Ein Angebot für die ganze Familie ­also, das 2016 schließlich mit dem Grammy für die „Best Metal Performance“ belohnt wurde.

Ihr viertes Album ergänzt nun das Angebot um hübsch klebrigen Yachtrock, vor allem in der leicht angehärteten Achtziger-Variante. Die düster-weihevolle Stimmung ist perdu. Kaum mal ein Riff, das nicht von lauwarmen Synths umspielt wird. Und wenn dann noch, wie im großartigen Instrumental „Miasma“, die Gießkanne zum großen Finale bläst, wähnt man sich schon auf einem Toto-Album oder gleich bei „Miami Vice“. Das zeitigt einen hübsch ironischen Verfremdungseffekt, wenn mit diesem strahlend weißen, breit grinsenden Springbreak-­Soundtrack weiterhin Luzifer beschworen wird. Blasphemie mal andersherum. (Spinefarm/Universal)

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