Frank Spilker Gruppe
Mit all den Leuten
Der spröde Sterne-Chef hat seinen Dachboden entrümpelt
Bislang war man davon ausgegangen, dass sich Frank Spilker bei den Sternen durchaus selbst zu verwirklichen versteht. Das sei jedoch nicht der Fall, behauptet er nun. Und da sich seine Sterne-Kollegen immer auch schon außerhäusig amüsiert haben, gönnt er sich mal eine Auszeit, um mit der Frank Spilker Gruppe Songs loszuwerden, die er schon immer mal loswerden wollte.
Vom Rückzug und von Selbstzweifeln, von Vereinsamung und Vereinnahmung erzählt er auf „Mit all den Leuten“. Und im Vergleich zum letzten Sterne-Album „Räuber und Gedärm“
(2006) mit seinen knalligen Indierock-Smash-Hits wie „Aber anderseits:“ oder „Wenn ich realistisch bin“ gibt sich diese Platte ausgesprochen spröde, sperrig und ungelenk, verkriecht sich erst mal schmollend hinter der Theke: „Ich sehe euch hereinkommen und weiß schon Bescheid“, nölt Spilker mit sich und der Welt unzufrieden und rockt sich — begleitet von dem Schlagzeuger Matthias Strzoda (JaKönigJa, Andreas Dorau) und dem Bassisten Max Knoth (Mobylettes, Bazooka Cain) — mit einer Leck-mich-Haltung einen ab. Auch beim sanftmütigen Augen-zu-und-durch-Funk von „Es sieht gut aus“ entfernt er sich lieber nicht zu weit von der Bar („Was sollen wir machen, Therapie?/Oder gehen wir noch mal einen heben?“). Später wird er sich in dem Chanson „Der Mond und ich“ darüber beschweren, dass Gott Mann und Frau mit ihren Problemen im Stich gelassen hat.
Die Songs, die Spilker beim Entrümpeln seines Dachbodens hervorgekramt hat, bleiben allerdings oft skizzenhafte Stilübungen. „Ich weiß genau, was du denkst“ spielt den New-Wave-Nervtöter. Einen milden Weltschmerzwalzer wie „Das war ich Leben“ hätte man eher von Bernd Begemann erwartet. „Kommt alle her“ wagt sich mit Jakobus Siebeis von JaKönigJa am Banjo in den weltumarmenden Duktus des Folkloristischen vor. Während „Ein einsamer Mann“ Spilkers Interpretation von The Jesus And Mary Chain ist und „Ich geh‘ gebückt“ Jon Spencer nachspürt, gibt sich „Me Only“ freimütig als Smiths-Rip-Off zu erkennen.