Frank Black
„Teenager of the Year“ – Die besten Pixies ohne Pixies
4AD (VÖ: 17.1.)
Frank Blacks grandioses zweites Soloalbum wird zum 30. Jubiläum neu aufgelegt.

Zuerst wurde Frank Black falsch vermarktet. Dann wurde er richtig vermarktet, aber 30 Jahre zu spät. Und wer war eigentlich dieser Frank Black? Er heißt doch Black Francis. „Death to the Pixies – here comes Frank Black“ stand auf dem CD-Werbesticker zum „Frank Black“-Solodebüt des Pixies-Sängers, der zuvor seine Band aufgelöst hatte. Klang negativ. Und die Platte floppte.
Wenige bemerkten, dass er 1993 mit der Coverversion von „Hang on to your Ego“ das Beach-Boys-Revival um drei Jahre vorwegnahm. Dieses, sein zweites Soloalbum „Teenager of the Year“, wird nun angepriesen als „bestes Pixies-Album, das die Pixies niemals veröffentlicht haben“. Stimmt. Die Einschätzung hätte Frank Black aber vor 30 Jahren gebrauchen können. 1994: ein Flop.
Verschwenderische Abhandlung exquisiter Melodien
Als Songwriter ist Frank Black unbeirrbar. Das größte Lob, aber auch der größte Vorwurf an ihn ist seine verschwenderische Abhandlung exquisiter Melodien. Perfekte Pop-Songs wie „Allison“ dauern nur etwas mehr als eine Minute. So kommt man nicht in die Charts. Exzentrischer Umgang mit seinem Talent für himmlische Hymnen findet sich auch auf „Teenager of the Year“. 22 Songs in nur 62 Minuten und 51 Sekunden. Die besten vier Songs, die ersten vier auf dem Album, sind schon nach neun Minuten vorbei. „Teenager of the Year“ würde Blacks letztes orchestrales und (Keyboard-)fanfariges Werk sein. Reggae, Rockaby-Schwoof, Hard-Rock, Funk. Danach verlor er sich zunehmend im Blues und verzichtete auf Marketing.
Dies ist ein Konzeptalbum. Black komponierte eine an Ray Bradburys „Mars-Chroniken“ angelehnte Erzählung der „Go West“-Besiedlung des Roten Planeten durch Menschen – nur eben umgekehrt: die Erschließung Amerikas aus Alien-Sicht. Er sucht Heimat in diesen neuen Infrastrukturen, die unser Fassungsvermögen übersteigen – „(I Want To Live On An) Abstract Plain“ – und ersehnt in „Space Is Gonna Do Me Good“ eine Flucht ins pazifische Atoll der Zukunft: „The islands Of Phoenix In 2016“.
Frank Black „Ole Mulholland“:
„Olé Mulholland“ wiederum huldigt dem Ingenieur William Mulholland, der L.A. einst mit Wasser versorgte. Am Anfang die Frage, warum wir an höhere Intelligenz glauben, aber eigene technische Errungenschaften, das erste Computerspiel, vergessen haben: „Whatever Happened To Pong?“
Sci-Fi-Mythen
Das schönste Lied trägt auch den schönsten Namen, „Calistan“. Googlen Sie das, Sie werden abgesehen vom Frank-Black-Song keinen Eintrag dazu finden. Auch dies ein Lied über Sci-Fi-Mythen. Black singt von „Invisible planes are cracking the concrete“ und einer anschließenden Flucht in die Wüste, um der Invasion zu entkommen. Ein klassisches Frank-Black-Francis-Thema, die Auflösung zwischen Realität, Wunsch und Wahn, Hollywood, UFOs und Legenden der Ureinwohner, ein Eskapismus aus alten Pixies-Tagen in durch und durch amerikanische Themen: „Used to be sixteen lanes / Used to be Nuevo Spain / Used to be Juan Wayne / Used to be Mexico / Used to be Navajo/ Used to be yippy-ay-I-don’t-know“.
Mit seiner „Teenager of the Year“-Band, darunter Pere-Ubu-Keyboarder Eric Drew Feldman, geht Frank Black im Februar auf „Anniversary“-Tour. Darunter zwei Termine in Europa, in Paris und London. Die Konzerte in kleinen Sälen sind ausverkauft. Aber es hat Wochen gedauert, bis sie ausverkauft waren.
Ein Gedankenspiel: Warum geht er nicht auf „Teenager of the Year“-Konzertreise … und spannt dafür die weit zugkräftigeren Pixies ein? Die anderen drei machen doch eh, was er sagt. Denn, das ist die Hauptsache: Dieses Album muss endlich populär werden.