Foxboro Hot Tubs :: Stop Drop And Roll
Sixties-beseelter Garagen-Rock
Die Meisten werden es inzwischen wissen: Die Kernbesetzung der Foxboro Hot Tubs ist personell identisch mit Green Day. Selbst die Zusatzmusiker traten bereits auf Produktionen der Stammband in Erscheinung. Nachdem die nebulös als „amerikanische Garage-Band“ bezeichnete Truppe bereits vergangenen Oktober bei MySpace präsent war, konnte man im Dezember für einige Tage sechs seitdem wild kursierende Songs herunterladen, die jetzt alle auch hier enthalten sind. Wer da wirklich lärmte, wurde schnell vermutet — und geriet spätestens zur Gewissheit, als man Billy Joe Armstrongs unverkennbarer Stimme und typischer Melodieführung gewahr wurde. So wäre etwa „Mother Mary“ wohl auch damals auf „Warning“ nicht weiter aufgefallen.
Keineswegs aber ist „Stop Drop Arid Roll“ nun als legitimer „American Idiot“-Nachfolger zu verstehen. Vielmehr hatte die längst am nächsten regulären Album arbeitende Band offenbar noch Kapazitäten für eine Sixties-beseelte Garage-Hommage frei. Angeblich in einer trunkenen Nacht ausschließlich in first takes und mit kleiner Ausrüstung eingespielt, entstanden so zwölf mehr oder weniger unverhohlene Huldigungen an Bands wie die Troggs und Sonics. Und „Alligator“ zitiert sogar zum zigsten Mal „You Really Got Me“. Ihrer Natur gemäß spielen Green Day derartiges Liedgut freilich etwas zackiger als die historischen Vorbilder. Auch ist wohl die Achtziger-Garage-Welle nicht spurlos an Armstrong vorbeigegangen, wie das „Highway 69“ von den Fuzztones nur geringfügig variierende „Ruby Room“ belegt.
Insgesamt also ein kleines – für das, was es sein will, gelungenes! – Spaßprojekt, mit dem man sich etwas Luft zu verschaffen gedachte. Ähnlich waren Green Day ja bereits während der Arbeit an „American Idiot“ verfahren, als sie parallel als The Network Sturmhauben-bewehrt das Synth-Pop-Album „Money Money 2020“ produzierten.
Im Gegensatz zu damals hat die Hot Tubs-Musik nun zumindest in den USA ein kleines Eigenleben jenseits eingeschworener Fan-Zirkel entwickelt: „Mother Mary“ und „The Pedestrian“ schafften es in die Modern-Rock-Charts. Und so steht man jetzt vor dem Problem, wie man die Platte einer offenbar interessierten Öffentlichkeit zugänglich machen soll, ohne den Namen Green Day zu verwenden. Ein Gedanke, der wohl auch die Band selbst umtrieb, als sie sich Anfang April endgültig zu den Hot Tubs bekannte – zu einer Zeit also, als es längst nichts mehr zu enthüllen gab.