Foo Fighters
Sonic Highways
Sony
Geschickter Coup: Dave Grohl und Freunde besuchen die größten US-Musikstädte – Song für Song, mit vielen Gaststars
Wieder so ein überkandideltes Patriotenprojekt: Grohl und seine Jungs ziehen durch die wichtigsten US-Musikstädte – Chicago, Nashville, New Orleans, Seattle etc. –, um dort je einen Song zu schreiben und aufzunehmen. Denn die lokale Umgebung und die lokale Szene, das ist die gar nicht mal so überraschende Prämisse, beeinflussen den kreativen Prozess! Und weil Grohl nach dem großen Erfolg des Doku-Films „Sound City“ offenbar auf den Geschmack gekommen ist, lässt er seine Vorort-Recherchen auch gleich für eine achtteilige Serie von HBO filmen. „Synergie-Effekt“ nennen die Business-Typen das.
Die eher maue Vorab-Single, „Something From Nothing“, soll Chicago repräsentieren. Rick Nielsen von Cheap Trick hat darauf einen Gastauftritt. Aber hört man das? Für das Signalriff bedient Grohl sich einigermaßen dreist bei „Holy Diver“ von Dio, der nun mit Chicago nicht besonders viel zu schaffen hatte. Man wird das Ganze also eher als einen grandiosen, die vaterländischen Gefühle kitzelnden Promotion-Coup werten und den Einfluss der Orte auf die jeweiligen Songs nicht zu hoch hängen dürfen. Vermutlich waren sie vorher schon halbwegs ausgearbeitet. „Congregation“ etwa, in Nashville aufgenommen, ist der probat breitwandige College-Radio-Hit, den man von den Foo Fighters nicht nur hier erwarten konnte. „The Feast And The Famine“, in Washington, D.C., beheimatet, drückt gut, hätte das ohne die tätige Mithilfe der Bad Brains aber vermutlich genauso getan.
Grohl spielt hier einmal mehr geschickt mit den unterschiedlichen Registern von Dynamik und Kompression. Die Strophe ist in der Regel gefühliger, cleane Gitarren bereiten den Boden, während im Chorus richtig schön durchgebraten wird. Das ist nicht sehr komplex, aber effektvoll. „What Did I Do?/God As My Witness“ hat die Band stärker durcharrangiert, da wächst sich abgewichster College-Punk zu einer mehrstimmigen Rock-Operette aus.
Auch wenn Grohl hier nicht wirklich „Neuland erkundet“, wie er gern behauptet: Spaß scheint es der Band gemacht zu haben. Und so ist „Sonic Highways“ ein vorhersehbares, aber trotzdem überdurchschnittliches Foo-Fighters-Album geworden.