Foo Fighters: „But here we are“
Trauern und Durchhalten: Dave Grohls weißes Album
„It came in a flash/ It came out of nowhere/ It happened so fast/ And then it was over!“ Der Tod von Taylor Hawkins, der seit 1997 Schlagzeuger der Foo Fighters war und im März 2022 leblos in einem Hotelzimmer in Bogotá gefunden wurde, überschattet dieses Album, hat überall Spuren hinterlassen – wie im Song „Rescued“, in dem Dave Grohl zwischen Powerchords und störrischem Beat der Frage nachgeht, wie man es schafft, so einen Verlust zu verkraften.
„But Here We Are“ ist ein Requiem in Weiß. Das leere Cover steht für einen Neuanfang. Es steht für die Fassungs- und Orientierungslosigkeit, die auf Hawkins’ Tod für Grohl und seine Band folgte. Und tatsächlich ist das elfte Album der Foo Fighters eine einzige widerspenstig-laute Durchhalteparole, ein trotziges Bekenntnis zum Weitermachen, ohne zu wissen, wie man weitermachen soll. Die zehn Songs arbeiten sich exemplarisch an den fünf Trauerphasen ab (Leugnen, Wut, Feilschen, Verhandeln, Depression, Annahme) – etwa im über einen ungeraden Beat stolpernden Titelsong, in Balladen wie „Beyond Me“ und „Show Me How“ oder im sperrig-schönen Schrammelrock-Finale „Rest“. Das Album verpackt Post-Grunge-Powerrock in bittersüße Melancholie, ist eine Nabelschau voller schwerer Gitarren und großer Empfindsamkeit. In guten Momenten klingen die Foo Fighters dabei nach Hüsker Dü („Under You“), in schlechteren nach einer mit ein paar Gitarren zu viel ausgestatteten Mainstream-Combo („Hearing Voices“).
Zwar taugen nicht alle Songs auf „But Here We Are“ zum Klassiker, aber immer wieder gelingt es den Foo Fighters, einen zu packen:wenn sich „Nothing At All“ von einer Art zackiger New-Wave-Nummer im Refrain in einen Grungerocker verwandelt oder wenn sich „The Teacher“ zum Zehn-Minuten-Rockepos auftürmt. Trotzdem: Das Album, bei dem Grohl selbst an den Drums saß, klingt dann doch mehr nach Weiterso als nach Neuanfang. Hawkins’ Tod ist zwar ein großer Einschnitt in der Biografie der Band, markiert aber keine musikalische Wende. (Sony)