Flo Morrissey & Matthew E. White
Gentlewoman, Ruby Man
Erbauliche Coverversionen vom Soulman und der Folksängerin
Coverversionen sind am überzeugendsten, wenn Musiker sich die Songs zu eigen machen, ohne sie zu deformieren, wenn sie ihnen also etwas einschreiben, was der Song bis dahin gar nicht wusste.
„Look At What The Light Did“, ein zartes, brüchiges Lied des Folkmusikers Kyle Field aka Little Wings, eröffnet das Album. Vor sechs Jahren hat Field seinen Song selbst schon einmal im Duett aufgenommen, mit Leslie Feist, ohne ihm eine neue Facette abgewinnen zu können. Matthew E. White passt ihn nun in ein präzises, gleichwohl lässig und von einem streng federnden Rhythmus geschnürtes Korsett. Seine Partnerin, die junge britische Folksängerin Flo Morrissey, singt mit leicht quäkender, souverän gelangweilter Mädchenstimme, kontrastiert vom warmen Bariton des hochbegabten amerikanischen Produzenten und Southern-Soul-Aficinados. Es geht also gut los.
Geistergitarre und Valiumgesang
Funktioniert aber nicht immer. Frank Oceans „Thinking Bout You“ gerät immerhin zu einem launigen, leicht countryfizierten Wechselspiel der beiden, und James Blakes „The Colour In Anything“ lebt von Geistergitarre und Valiumgesang. An Roy Ayers Soul-Anthem „Everybody Loves The Sunshine“ scheitern sie jedoch wie in Ehrfurcht erstarrt. White baut den Track werkgetreu nach, ohne an dessen kühle Eleganz heranzureichen oder ihn neu zu interpretieren. Dem epischen „Looking For You“ von Nino Ferrer geben White und Morrissey zumindest eine Nancy‑&-Lee-mäßige Laszivgrundierung, auch „Grease“ gewinnt durch verschlepptes Tempo und das Verschieben ihres Wechselgesangs von der Arbeits- auf die Beziehungsebene. Ein weiteres „Suzanne“-Cover hätte es jedoch so wenig gebraucht wie eines von „Sunday Morning“. Aber dass George Harrisons fromme Meditation „Govindam“ das Album beendet, ist kein schlechter Scherz.
Ein überwiegend erbaulicher Spaß also und ein Schaulaufen für zwei unterschiedliche Musiker, die gut zusammen funktionieren. Zumindest auf der Arbeitsebene. (Glassnote/Caroline)