Fleet Foxes
Crack-Up
Robin Pecknolds Opus Nummer drei ist eine brüchige Folk-Utopie
Nach sechsjähriger Pause musste man befürchten, dass dieses Album mehr Krampf als Kunst sein würde. Natürlich spart „Crack-Up“ nicht mit geistes- und kulturwissenschaftlichen Verweisen, Robin Pecknold hat schließlich in der Zwischenzeit in New York studiert. Entsprechend prätentiös ist das dritte Fleet-Foxes-Album geraten. Und es ist großartig. Es ist die himmlischste Folkmusik, auf die sich Hipster, Neohippies, Nerds und Pop-Connaisseure einigen können. Die Platte als Spiegel des Trump-Amerika zu „lesen“ scheint dagegen eher zeitdiagnostischer Reflex denn präzise Analyse zu sein.
Zum Glück ist Pecknold zu schlau, um der Versuchung zu erliegen, der Hässlichkeit der Welt mit hässlicher Musik zu begegnen. Keine zerhäckselte Elektronik, keinen skelettierten Post-Punk gibt es auf „Crack-Up“. Dafür Utopie mit dystopischen Untertönen: die universelle Schönheit des Lebens, bedroht von den Rissen menschlicher Gräuel. So gesehen sind Fleet Foxes dem ästhetischen Ideal ihres Debütalbums, das ein Gemälde von Peter Bruegel zeigt, treu geblieben. Aber so prachtvoll hat die Band bisher nichts inszeniert. Schon das pompös betitelte „I Am All That I Need/Arroyo Seco/Thumbprint Scar“ fächert den Bogen der Möglichkeiten von der Incredible String Band über Bill Fay bis zu Van Dyke Parks. Ein Fluss von Akustikgitarren mündet in Meeresrauschen, Streicher stürmen heran wie im Score eines Wong-Kar-wai-Films. Das vor Piano und Geige berstende Finale von „Cassius, –“ endet abrupt, wird in „– Naiads, Cassadies“ fortgesponnen – Jefferson Airplane, Beach Boys, Fairport Convention und früher Mike Oldfield als Weltraumoper. Dass Pecknold nicht (nur) mit Soundscapes blendet, sondern konzise Stücke schreiben kann, beweist der unwiderstehliche Hymnus „Third Of May/Odaigahara“.
Das Einzige, was man diesem Album vorwerfen kann, sind das Gespreizte, die überlangen Reprisen, die Bordüre, die bedeutungsvoll in die Ferne driftenden Bläser und Chöre und Klangcollagen. (Nonesuch/Warner)