Fischerspooner – Odyssey Stylisher
Fischerspooner aus New York kennt man mehr von Theater-Fotos als vom Hören. Die Perücken, die vielen verschiedenen Eyeliner, darunter die Zitate von Prominenten, die eine der teuren und raren Shows glücklich erhascht hatten und echt super fanden. Ein Performance-Kunstwerk, das allerdings die zwei Vorsilben „Disco“ trägt und so eher auf einer Stufe mit kulturellen Schwergewichten wie den Village People und Scissor Sisters verhandelt wird. Auf dem zweiten Album „Odyssey“ hört man noch mehr als auf dem Debüt von 2002, warum das Duo Fischerspooner mit diesen ausgelassen metro-erotischen Gummibällen musikalisch doch nichts zu tun hat: Das ist fast schon Gothic Das ist kein Lippenstift, das ist Blut.
Die Art von stylischer Schwermut, die nur deshalb 80er-Jahremäßig klingt, weil Depeche Mode, Gary Numan und die Pet Shop Boys dieselbe hatten. Eine Liebe zum Pathos, die der von Fischerspooner inspirierten, kalt schockenden Pop-Richtung Electrodash völlig unbekannt ist. Der Versuchung, das Ganze irgendwie humaner zu gestalten, sind die zwei nun erlegen. Sänger Casey Spooner klingt auf dieser Platte weniger wie die Stimme aus dem Navigationssystem und mehr wie ein richtiger, singender Mensch. Und schon wird es langweilig.
Die minimalen Synthesizer-Baßlinien und Oktavsprünge, die Monoton-Melodien, der nebelnde Feinstaub, das Stakkato und die Disco-Gitarren, die kein Rocker so spielen würde, sind dann doch nicht so aufregend, daß Fischerspooner es sich ernsthaft leisten könnten, alle Farben wegzulassen: kein guter Pop-Refrain, kein schillerndes Geheimnis. Immerhin ein exklusiver Songtext von der seligen Susan Sontag, dafür aber auch irgendwelche Pfuschereien von 4 Non Blondes-Blödmütze Linda Perry. Eine okaye Synthie-Pop-Platte ohne größere Plattheiten, aber so ähnlich, wie wenn man beim teuren Thailänder eine Ochsenschwanzsuppe spendiert bekommt.