Felice Brothers :: Celebration, Florida
Gar nicht so leicht zu sagen, ob das hier ein interessantes Experiment ist oder überfrachteter Murks. Eines jedenfalls haben die Brothers nicht getan: Eine weitere Lagerfeuer-Platte aufgenommen, die so klingt, als wäre sie zur Zeit des Sezessionskrieges auf einer Veranda im mittleren Westen ersonnen worden. Damals gab es bekanntlich weder Visage-hafte 80s-Synths („Ponzi“) noch geloopte Drums („Back In The Dancehalls“).
Richtig gelesen. Alles, was man von ihnen kannte und erwartet hat, machen die Felice Brothers auf ihrem vierten Album: nicht. Das ist der erste Eindruck. Dass sie trotzdem die Felice Brothers geblieben sind, liegt vor allem an der gurgelnden Bob-Dylan-Gedächtnis-Stimme von Ian Felice.
Das Grundambiente ist erneut das einer strauchelnden Alkoholiker-Truppe. Insofern ist der Titel irritierend: Die Party ist vorbei in Songs wie „River Jordan“. Die Dancehall ist leer, die Tänzer sind müde, die Band erschöpft. Mit letzter Kraft erzählt sie torkelnde Geschichten vom kurzen Glück – und dem unnützen Leben davor und danach.
Man könnte den übertriebenen Einsatz von Produktionsmitteln beklagen. Aber eigentlich ist die Wandlung konsequent: Liegt der Unterschied aktueller Neo-Folker zu den Altvorderen doch in deren ursprünglicher (Indie-)Rock-Sozialisation. Die Stil-Melange gelingt, weil die Brothers ihre Essenz nicht verleugnen.
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The Felice Brothers – „Celebration, Florida“ by Loose Music
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Die Herren kommen zudem endlich mal wieder auf Tour – dauert aber leider noch eine Weile. Wir präsentieren folgende Daten:
29.11.2011 München, Freiheiz
30.11.2011 Frankfurt, Batschkapp
01.12.2011 Köln, Gloria
02.12.2011 Hamburg, Uebel & Gefährlich
03.12.2011 Berlin, Postbahnhof